09. August 2022 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Einzig Finanzmärkte sorgen für positive Impulse
Aargauer Konjunkturbarometer
Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung verliert erneut. Er sinkt um 2,3% auf 89,1 Punkte. Damit tendiert der Barometer 11% unter dem langfristigen Wachstumstrend von 100 Punkten. Lichtblicke gibt es einzig noch von den Finanzmärkten.
 

Erholungstendenzen an Finanzmärkten

Trotz Spannungen zwischen den USA und China (Konflikt um Taiwan), Krieg in der Ukraine, Inflationssorgen und Leitzinserhöhungen zeigen sich die Finanzmärkte weiterhin robust. Seit Juli schwenkten die Börsenindizes in einen Erholungskurs ein. Die Volatilitäten an den Finanz- und Rohstoffmärkten sanken. Einzig am Devisenmarkt blinken die Lampen rot. Die Aufwertung des Schweizer Frankens setzt sich weiter fort. Der Euro fiel gegenüber dem Schweizer Franken unter die Parität und verharrt seitdem um Kurse um 97 Rappen. Auch der US-Dollar verliert wieder an Wert gegenüber dem Franken, dies trotz eines enormen Zinsvorteils. Einmal mehr wird damit unsere Währung ihrer Rolle als sicherer Hafen gerecht. 

Realwirtschaft im Abwärtstrend

Die meisten Indikatoren der Realwirtschaft zeigen nach unten. So auch auf dem Schweizer Auto-Markt. Die Zulassungen sanken im Juli saisonbereinigt um 5,5% auf 15'656 Personenwagen. Das sind fast 20% weniger als im Vorjahresmonat. Fehlende Halbleiterprodukte und Unterbrechungen in den Logistikketten beeinträchtigen nach wie vor die Produktion bei den Automobilherstellern und die Auslieferung der Fahrzeuge. Im weiteren Verlauf des zweiten Halbjahres kann gemäss Marktbeobachtern nur mit einer langsamer Besserung gerechnet werden. Nach sieben Monaten liegt der Markt für neue Personenwagen 13% hinter den Vorjahreszahlen zurück. Internet-Daten zeigen zudem sowohl für den Kanton Aargau wie für die Gesamtschweiz eine im Vergleich zum Vorjahr tiefere Kaufaffinität. 

Lieferschwierigkeiten ebenso bei LKWs

In Bezug auf den Schweizer Nutzfahrzeugmarkt spricht die Importorganisation Auto-Schweiz von «gerissenen Lieferketten». Im ersten Halbjahr 2022 sind 17,7% weniger neue Nutzfahrzeuge auf die Strassen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein gekommen als vor einem Jahr. Die Lieferkettenprobleme wirken sich nun auch auf Wohnmobile aus, die nach zwei Jahren erstmals wieder hinter ihrem Vorjahreswert zurückliegen. Da am Nutzfahrzeugmarkt generell längere Lieferfristen von Bestellfahrzeugen herrschen als bei Personenwagen, sind gemäss Auto-Schweiz gesamtwirtschaftliche Effekte oder geänderte Rahmenbedingungen oft erst mit Verzögerung an den Immatrikulationszahlen ablesbar. Im Juli hat sich die Situation bei allen Kategorien verschlechtert - sowohl bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen wie auch bei Personentransportfahrzeugen. Der gewichtete Index der AKB hat einen neuen Jahrestiefststand erreicht. 

Arbeitsmarkt etwas belastet

Der Arbeitsmarkt war Anfang Jahr gemessen an den ausgeschriebenen Stellen in einer blendenden Verfassung. Seit April nimmt das Stellenangebot jedoch kontinuierlich ab. Schweizweit beträgt das Minus monatlich jeweils rund 5%. Im Aargau war der Trend zuletzt im Juli flach. Die Unternehmen agieren aufgrund der schlechteren Wirtschaftsaussichten vorsichtiger. 

SECO-Konsumentenstimmung auf Rekordtief

Die Stimmung der Konsumenten- und Investoren hat innert Monatsfrist gelitten, wie die Daten für den Aargauer Konjunkturbarometer zeigen. Wie stark sich die inflationäre Lage bereits auf den Konsum auswirkt, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Die SECO-Konsumentenstimmung hat sich erheblich verschlechtert. Mit -42 Punkten ist sie auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1972. Erstmals wird damit das Niveau nach Ausbruch der Covid-Pandemie im April 2020 (-39 Punkte) unterschritten. Konsumentinnen und Konsumenten erwarten gemäss der Juli-Umfrage eine schwache Wirtschaftsentwicklung. Die eigene finanzielle Lage wird historisch negativ beurteilt. Die Neigung zu grossen Anschaffungen bleibt stark unterdurchschnittlich. 

Industrie-Daten belasten

Auch für die Export-Industrie gibt es keine guten Signale. Weltweit zeigen die vorlaufenden Indikatoren der Industrie nach unten. Der handelsgewichtete Einkaufsmanager-Index (PMI) für die Schweizer Industrie, welcher nur ausländische PMIs berücksichtigt, ist innert Monatsfrist erneut um 2,5% auf 50,9 Zähler gesunken. Die Indizes von Deutschland, Frankreich und Italien sind inzwischen in die Zone unter 50 Punkten gesunken, welche eine rückläufige Konjunkturdynamik prognostizieren. 
Weiterhin gut schlägt sich aktuell hingegen die gesamte Schweizer Industrie. Der procure.ch Purchasing Managers- Index (PMI) für die Schweiz zeigt eine stabile Industrieaktivität an und ist im Gegensatz zur Eurozone noch von einer Kontraktion deutlich entfernt, aber auch hier nimmt die Dynamik weiter ab. Der Dienstleistungssektor büsst nach der Erholung von der Pandemie an Schwung ein. Zum ersten Mal seit Beginn der Lieferkettenproblematik ist zudem bei den Einkaufspreisen gemäss procure.ch eine deutliche Entspannung zu erkennen. Die Komponente des Auftragsbestands hat sich allerdings um rund acht Prozentpunkte nach unten bewegt. 

Swiss Index sinkt um 0,7 Prozent

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark - der Swiss Index - verlor im Juli 0,7% und beträgt neu 86,8 Punkte. Der Swiss Index, bei welchem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell 13,2 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Das Momentum der beiden Indizes sollte mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten durch die offiziellen Wirtschaftsdaten reflektiert werden. 

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

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