14. Juli 2025 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Industrie treibt Aargauer Konjunkturbarometer über den Durchschnitt
Die Aargauer Wirtschaft hat im Juni einen kräftigen Schub erhalten. Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau stieg um 3,5% auf 100,4 Punkte. Damit notiert der Index erstmals seit September 2022 wieder über seinem langfristigen Durchschnitt von 100 Punkten. Massgeblich für den starken Anstieg war die deutliche Erholung der Industrie sowie positive Impulse vom Transportsektor. Der Swiss Index legte ebenfalls kräftig um 3,8% zu und erreichte 100,1 Punkte.

Industrie als Zugpferd der Erholung

Der entscheidende Treiber für den positiven Sprung des Barometers war die Industriekomponente, die mit einem Plus von 1,9% auf 98,6 Punkte zulegte. Diese Entwicklung spiegelt ebenfalls die eindrückliche Kehrtwende des procure.ch Einkaufsmanagerindex (PMI) wider, der gemeinsam mit der UBS publiziert wird. Nach einem Tiefpunkt im Mai (42,1 Punkte) machte der Industrie-PMI im Juni einen historischen Sprung um 7,5 Punkte auf 49,6. Damit liegt er nur noch knapp unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Besonders ermutigend ist die Entwicklung des Auftragsbestands, der mit 50,4 Punkten wieder in den Wachstumsbereich vorstiess. Dies deutet darauf hin, dass der erste Schock über die protektionistischen Zoll-Massnahmen der USA vorerst verdaut ist und die Unternehmen wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken.

Globaler Rückenwind für das verarbeitende Gewerbe

Der von der Aargauischen Kantonalbank errechnete handelsgewichtete internationale Industrie-PMI erreicht erstmals nach drei Jahren wieder die neutrale Marke von 50 Punkte. Der JPMorgan Global Manufacturing PMI stieg im Juni ebenfalls über die Expansionsschwelle auf 50,3 Punkte. Angetrieben wurde diese globale Stabilisierung vor allem durch eine Rückkehr zum Wachstum in wichtigen Wirtschaftsräumen wie China und den USA. Dieser internationale Rückenwind scheint die Nachfrage nach Schweizer Industrieprodukten zu stützen und die Sorgen vor einem globalen Abschwung vorerst zu dämpfen.

Dienstleistungssektor schwächelt

Trotz der Euphorie in der Industrie präsentiert sich die Konjunktur als zweigeteilt. Der PMI für den Dienstleistungssektor erlitt einen herben Rückschlag und fiel um 7,7 Punkte auf 48,5. Damit signalisiert der grösste Sektor der Schweizer Wirtschaft erstmals seit Juli 2024 wieder eine Kontraktion. Diese Divergenz zwischen Industrie und Dienstleistungen zeigt, dass die Erholung noch auf wackligen Beinen steht. Die Aussenhandelskomponente im Aargauer Barometer trübte das Gesamtbild mit einem Rückgang, was unter anderem auf die Korrektur von vorgezogenen Exporten in den vorangegangenen Monaten zurückzuführen ist. 

Positive Impulse von Konsum, Verkehr und Finanzmärkten

Unterstützung erhielt der Barometer von mehreren Seiten: Das Konsumenten- und Investorenvertrauen setzte seinen positiven Trend fort. Diese Zuversicht wird massgeblich von den robusten Finanzmärkten genährt. Die globalen Aktienmärkte, repräsentiert durch den MSCI World Index, bewegten sich im Juni auf oder nahe ihrer Allzeithochs, was das Vermögen und die Stimmung der Anleger positiv beeinflusst. Ein starkes Signal für die reale Wirtschaftsaktivität sendete zudem der Transport- und Verkehrssektor, angetrieben von einem deutlichen Anstieg des Schwerverkehrs und der Flugbewegungen. 

Positive Signale vom Arbeitsmarkt

Auch das Geschäftsklima, das anhand der ausgeschriebenen Stellen gemessen wird, verzeichnet wieder einen leichten Anstieg. Im Kanton Aargau liegen aktuell die ausgeschriebenen Stellen 12% über dem Vorjahr, schweizweit beträgt das Plus 7%. Dies deutet darauf hin, dass die positive Wende auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist.

Nicht alle Indikatoren zeigen nach oben. Die Autoverkäufe gaben um 3,8% nach und unterstreichen die anhaltende Zurückhaltung der Konsumenten bei grösseren Anschaffungen. Im ersten Halbjahr lagen die Verkäufen 6,7% unter dem Vorjahr. 

Swiss Index überspringt ebenfalls die 100-Punkte-Marke

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark – der Swiss Index – stieg innert Monatsfrist um 3,8% und beträgt neu 100,1 Punkte. Der Swiss Index, bei dem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet sind, notiert damit ebenfalls knapp über seinem langjährigen Durchschnitt. Die parallele Entwicklung beider Indizes bestätigt das Bild einer konjunkturellen Aufhellung, deren Nachhaltigkeit sich in den kommenden Monaten, insbesondere angesichts der Risiken im Dienstleistungssektor und der Handelspolitik, noch beweisen muss. Die Entwicklung der beiden Indizes sollte sich mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten in den offiziellen Wirtschaftsdaten widerspiegeln.

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

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