Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld
Rückläufige Inflationsraten schürten zum Ende des letzten Jahres die Erwartung bald sinkender Leitzinsen. Als Folge davon sind die Aktien- und Obligationenpreise deutlich gestiegen. Mittlerweile haben die robuste Konjunkturentwicklung in den USA sowie die zurückhaltenden Kommentare der Notenbanken vermehrt Zweifel an diesem Szenario aufkommen lassen. Zudem fällt der Teuerungsrückgang zunehmend harzig aus. Die aufgekommene Anlegerskepsis haben vor allem die festverzinslichen Papiere auf der negativen Seite gespürt. Auch an den Aktienmärkten ist der Aufwärtstrend nicht mehr gleich geradlinig wie zum Schluss des letzten Jahres ausgefallen. Aber die Börsen tendieren nach wie vor mehrheitlich im positiven Bereich. Der Grund dafür ist in einer bisher erfreulich verlaufenden Berichtssaison der Gesellschaften zu finden. Zudem sorgen die positiven Konjunkturdaten für ein abnehmendes Rezessionsrisiko und damit verbunden bessere Gewinnaussichten.
Aus der wirtschaftlichen Optik bestätigen die jüngsten Indikatoren die aufgegangene Schere zwischen Europa und den USA. Während sich auf dem alten Kontinent lediglich eine Stabilisierung der bereits im letzten Jahr eingesetzten Wachstumsabschwächung abzeichnet, wächst die Wirtschaft in Übersee weiterhin solide. Damit steigt die Hoffnung, dass der grössten Volkswirtschaft tatsächlich eine sanfte Landung gelingt und eine Rezession vermieden werden kann. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird das Konsumverhalten der privaten Haushalte sein. Im letzten Jahr wurde dieses durch einen disinflationären Effekt angetrieben. Stagnierende oder gar rückläufige Güter- und Energiepreise schufen Spielraum bei den sonstigen Ausgaben. Dieses Jahr könnte vor allem die gute Arbeitsmarktsituation für eine anhaltende Konsumfreude sorgen.
Obligationenmärkte
Die aufgekommenen Zweifel an baldigen Zinssenkungen haben an den Obligationenmärkten negative Spuren hinterlassen. Die Renditen sind im Vergleich zum Jahresende spürbar gestiegen und haben bei Anleihen spiegelbildlich für Verluste gesorgt. Weil vor allem die mittleren und langen Laufzeiten vom Anstieg betroffen waren, hat sich die Inversion – längere Zinsen stehen tiefer als kurze – verringert. Diese Normalisierung wird sich in den nächsten Monaten voraussichtlich weiter fortsetzen. Allerdings ist man bisher davon ausgegangen, dass die Anpassung vor allem über sinkende Geldmarktsätze geschieht. Mit den jüngsten Entwicklungen hat sich diese Einschätzung zugunsten steigender Langfristzinsen verschoben. Der Hauptgrund liegt an der soliden Wirtschaftsleistung der USA, die stärkere geldpolitische Lockerungen unwahrscheinlicher werden lässt. Vor allem die steigenden Löhne stellen für den Inflationsrückgang ein Risiko dar. Aufgrund der angepassten Ausgangslage könnte der Preisdruck auf den Anleihen kurzfristig anhalten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Geldpolitik erwartungsgemäss unverändert belassen. Gleichzeitig wurde die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Vor allem der robuste Arbeitsmarkt bereitet der EZB Sorgen. Die anstehenden Tarifverhandlungen könnten den bestehenden Aufwärtsdruck bei den Löhnen verstärken, was die inflationsdämpfenden Bemühungen der Notenbanken erschweren. Gleichzeitig schwächt sich die Wirtschaft ab und die höheren Finanzierungskosten werden zunehmend zur Bürde. Dies führt für die EZB zu einem grossen Dilemma, schliesslich verlangt diese Entwicklung nach baldigen Zinssenkungen.
Deutlich komfortabler ist die Ausgangslage für die US-Zinshüter. Sie können eigentlich aus einer Position der Stärke agieren, weil die amerikanische Wirtschaft weiterhin solide wächst, der Arbeitsmarkt robust bleibt und die Inflation trotzdem sinkt. Es ist deshalb nicht weiter verwunderlich, dass sich die US-Notenbank Fed bezüglich einer möglichen Zinssenkung alle Optionen offenhält. Bevor sie tatsächlich aktiv wird, will sie die Bestätigung für einen nachhaltigen Inflationsrückgang. Das dies vor Mitte des Jahres der Fall sein wird, scheint, angesichts der jüngsten Daten zur Entwicklung der Konsumentenpreise, eher unwahrscheinlich zu sein.
Performance Januar 2024 in %, Basis CHF
Aktienmärkte
Angesichts der nachlassenden Euphorie bezüglich zukünftiger Zinssenkungen hätte man an den Aktienbörsen ähnlich wie bei den Anleihen einen schwächeren Jahresstart erwartet. Zwar hat die Unsicherheit, gemessen an der Volatilität, tatsächlich zugenommen. Allerdings hinderten die aufgekommenen Zweifel zum Beispiel den amerikanischen Aktienmarkt nicht daran, ein neues Allzeithöchst zu erklimmen. Vor allem die vorteilhafte Konjunkturentwicklung sowie die mehrheitlich erfreulich ausgefallene Berichtssaison der Unternehmen sind dafür verantwortlich. Eine deutliche Mehrheit der Gesellschaften konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen. Für zusätzlichen Schub sorgten erneut die Technologiegiganten, welche ihren Aufwärtstrend des letzten Jahres grossenteils fortsetzten. Allerdings braucht es auch zukünftig eine gute Gewinnentwicklung, um den Raum für weitere Kurssteigerungen zu öffnen. Andernfalls lässt sich die hohe Bewertung, welche sich im letzten Jahr aufgebaut hat, nicht rechtfertigen.
Die Kurssteigerungen in diesem Jahr sind längst nicht in allen Regionen gleichermassen ausgefallen. Die europäischen Märkte spüren die stärkere Ausrichtung auf das verarbeitende Gewerbe sowie die hauseigenen Probleme der Währungsunion und weisen teilweise tiefere Preiszuwächse auf. Eine unterdurchschnittliche Performance lässt sich auch für den Schweizer Markt beobachten, wobei hierfür vor allem die unterdurchschnittliche Entwicklung der beiden Indexschwergewichte Nestlé und Roche verantwortlich ist. Und selbst in den USA, wo der Gesamtmarkt zwar auf einem Rekordstand tendiert, haben lediglich 2 % aller Unternehmen ebenfalls ein Allzeithoch erreicht. Dieser Umstand zeigt, dass auch am führenden Aktienmarkt der aktuelle Höhenflug nur von wenigen Titeln getragen wird. Dieser Umstand lässt gewisse Zweifel an der Nachhaltigkeit des aktuellen Aufwärtstrends aufkommen.
Performance Januar 2024 in %, Basis CHF
Devisenmärkte
Seit Ende Dezember hat sich der US-Dollar deutlich aufgewertet. Hauptverantwortlich dafür ist die Erkenntnis der Anlegerinnen und Anleger, dass die Zinssenkungen durch die US-Notenbank voraussichtlich doch nicht so rasch kommen, wie dies vorerst erwartet wurde. Damit weist der Greenback weiterhin einen Renditevorteil auf, was die Nachfrage wiederbelebt hat. Zudem helfen der amerikanischen Währung die guten Konjunkturaussichten. Allerdings ist davon auszugehen, dass im späteren Jahresverlauf der Druck auf die amerikanische Währung wieder zunimmt, spätestens wenn die Notenbank erste Zinssenkungen vornehmen wird. Auch beim Euro ist aus ähnlichen Gründen eine Aufwertung, insbesondere zum Schweizer Franken, zu beobachten. Allerdings gehen wir nicht von einer nachhaltigen Entwicklung aus. Schliesslich hat die SNB deutlich weniger Spielraum für Zinssenkungen als zum Beispiel die EZB, weshalb die Zinsdifferenz zukünftig eher kleiner als grösser wird. Dies spricht mittelfristig für eine anhaltende Frankenstärke.
Performance Januar 2024 in %, Basis CHF
Übrige Anlagekategorien
Weiterhin erfreulich entwickeln sich die kotierten Schweizer Immobilienfonds. Die Optik bald sinkender Zinsen in der Schweiz scheint den indirekten Immobilienanlagen einen zusätzlichen Schub verliehen zu haben. Zusätzlich offerieren sie eine solide Ausschüttungsrendite, welche trotz dem geänderten Zinsumfeld immer noch rund 2 % über der Verzinsung einer zehnjährigen Anleihe der Eidgenossenschaft liegt. Die Bewertung hat sich zwar aufgrund der Preissteigerungen der letzten drei Monate erhöht, liegt aber immer noch in einem neutralen Bereich. Wir erachten die Schweizer Immobilienfonds nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Nachfrageüberhangs am Realmarkt nach wie vor als attraktive Depotbeimischung.
Der Ölpreis hat zum Start des Jahres deutlich zugelegt. Die Hintergründe sind einerseits die anhaltenden Spannungen im Mittleren Osten. Andererseits wird über eine höhere Nachfrage wegen der Belebung der chinesischen Wirtschaft durch staatliche Mittel spekuliert. Zusätzlich sorgen auch der positive Konjunkturverlauf der USA sowie die Fortsetzung der Förderbeschränkung durch die OPEC-Staaten für ein anhaltendes Stärkezeichen. Weniger erfreulich hat sich innerhalb der Rohstoffe das Gold entwickelt. Steigende Realzinsen und der wieder erstarkte US-Dollar haben für kräftigen Gegenwind beim gelben Metall gesorgt. Wir bleiben allerdings aufgrund der anhaltenden Notenbanknachfrage sowie der fragilen geopolitischen Lage positiv für Gold als Depotbeimischung gestimmt.
Performance Januar 2024 in %, Basis CHF
Schlussfolgerung
Momentan stehen die Notenbanken vor der grossen Herausforderung, dass sie über Zinssenkungen nachdenken müssen, ohne dass bisher eine Rezession eingetroffen ist. Das stellt auch uns als Anlegerinnen und Anleger vor die Frage, ob nun der Moment gekommen ist, um die Risiken im Portfolio zunehmend wieder zu erhöhen. Wir denken, dass es dafür noch zu früh ist. Die Inflationsrisiken sind noch zu gross, als dass bereits in den nächsten Monaten von einer deutlichen Lockerung der Geldpolitik ausgegangen werden kann. Insbesondere die Lohnentwicklung mahnt zur Vorsicht. Zudem gibt es momentan weitere Unsicherheiten, welche von der Anlegergemeinde grosszügig ausgeblendet werden. Dazu zählen wir die bekannten geopolitischen Brandherde in der Ukraine und im Nahen und Mittleren Osten. Aber auch die Preiskorrekturen am amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien, welche bei einzelnen Bankinstituten bereits negative Spuren hinterlassen haben. Wir bleiben deshalb unserer defensiven Ausrichtung vorderhand noch treu.
Beschlüsse
Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen
Taktische Ausrichtung
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