03. Juli 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 01.07.2025

Marktumfeld

Angesichts der Gemengelage aus vorherrschenden Risikoaspekten ist die Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte durchaus erstaunlich. Weder geopolitische Eskalationen noch die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump schaffen es bisher, das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger nachhaltig zu erschüttern. Im Gegenteil: Die Rekordjagd der letzten beiden Jahre setzt sich auch 2025 fort. Die Marktteilnehmenden erachten die Störungen als temporär und gehen davon aus, dass die Unternehmen an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen können. In den USA hat dieser Umstand dazu geführt, dass die Risikoprämie, gemessen am Gewinnwachstum im Vergleich zur Rendite einer 10-jährigen Staatsanleihe, mittlerweile negativ ist. Eine gesunde Portion Skepsis erscheint angesichts dieser Entwicklung durchaus angebracht.

Das Hin und Her im Zollstreit geht weiter. Obwohl das Ende der Zollpause naht, konnten bislang nur zwei Abkommen unterzeichnet werden, mit Grossbritannien und China. Im Fall Chinas ging es dabei allerdings primär um Handelsbarrieren, nicht um Zölle. Mit den anderen betroffenen Staaten laufen die Verhandlungen weiterhin auf Hochtouren. An den Märkten wird inzwischen darüber spekuliert, dass die Einführung reziproker Zölle auf einen späteren Zeitpunkt nach dem 9. Juli verschoben wird. Was sich allerdings bereits jetzt abzeichnet, ist die Tatsache, dass der neu eingeführte Basiszoll von 10 % für alle Handelspartner voraussichtlich bleiben wird.

Neben den anhaltenden Unsicherheiten rund um die US-Handelszölle hat sich jüngst die geopolitische Lage deutlich zugespitzt. Der Konflikt zwischen Israel und Iran eskalierte und hat zwischenzeitlich sogar die USA zum Eingreifen bewogen. Mittlerweile hat sich die Situation durch einen von den USA vermittelten Waffenstillstand wieder beruhigt. Bekanntlich haben politische Börsen kurze Beine, und so wird auch im vorliegenden Fall nur von einem vorübergehenden Volatilitätsschub ausgegangen. So zumindest lässt sich die verhältnismässig gelassene Marktreaktion interpretieren.

Die realwirtschaftlichen Daten zeigen weiterhin eine gute Verfassung der US-Wirtschaft, allerdings bleibt das erhöhte Risiko einer Stagflation. Höhere Zölle, ein schwacher US-Dollar und volatile Energiepreise könnten die Teuerung erneut anheizen, während gleichzeitig die Gefahr einer zunehmenden Wachstumsverlangsamung steigt. Die weitere Entwicklung wird stark vom Arbeitsmarkt abhängen. Sollte die Arbeitslosenquote deutlich steigen, dürfte der Privatsektor den Konsum rasch einschränken und damit das Wirtschaftswachstum zusätzlich bremsen.

Obligationenmärkte

Die internationalen Obligationenmärkte profitierten in den vergangenen Wochen von rückläufigen Zinsen und konnten sich leicht erholen. Ausgehend von den USA sind die Inflationserwartungen erneut gesunken, und der Fokus der Investorinnen und Investoren hat sich auf kommende Lockerungen der US-Geldpolitik verlagert. Vor allem die befürchtete inflationäre Wirkung der seit Anfang April geltenden Basiszölle von 10 % hat sich bisher nicht bewahrheitet. Allerdings haben viele Importeure im Vorfeld ihre Lager aufgestockt und von tieferen Einfuhrzöllen profitiert. Erst allmählich wird sich zeigen, wie die Unternehmen mit den höheren Importpreisen umgehen werden.

Erwartungsgemäss hat die US-Notenbank ihren Leitzins an ihrem jüngsten Meeting nicht gesenkt. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik sowie der Inflationsentwicklung sind nach wie vor zu gross. Zudem präsentiert sich sowohl der Arbeitsmarkt als auch die Realwirtschaft unerwartet widerstandsfähig. Für das restliche Jahr bleibt die Prognose von zwei bis drei Zinsschritten nach unten bestehen, vorausgesetzt, der Rückgang der Inflation setzt sich fort.

Die klassische Schutzfunktion von Staatsanleihen ist momentan infrage gestellt. Verantwortlich dafür ist die weltweit steigende Verschuldung. Eine grosszügige Fiskalpolitik gehört heute zum guten Ton und wird von China über die USA bis hin zu Europa aktiv betrieben. Die dafür nötigen Mittel werden in den meisten Fällen über Schulden aufgenommen, was das Finanzierungsproblem auf zukünftige Regierungen und Generationen verschiebt. Leider ist diesbezüglich keine Trendwende erkennbar, im Gegenteil. Man denke nur an das im Frühling beschlossene Impulsprogramm der EU oder das kurz vor dem Abschluss stehende US-Steuer- und Haushaltsgesetz mit dem wohlklingenden Namen «One Big Beautiful Bill Act».

grafik performance obligationen

Performance Juni 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte haben ihren Erholungskurs fortgesetzt und tendieren wieder auf Rekordniveau. Zunehmend fehlt allerdings der nächste Wachstumsimpuls, und die Investorinnen und Investoren stellen sich die Frage, was der kommende Katalysator für weiter steigende Kurse sein wird. Dieser könnte einerseits das Resultat der laufenden Zolldiskussionen sein. Dann nämlich, wenn man sich auf deutlich tiefere Tarife als angekündigt einigt oder die Zollpause verlängert wird. Andererseits beginnt im Juli die Berichtssaison der Unternehmen zum Geschäftsverlauf im zweiten Quartal. Die Analysten sind gespannt zu erfahren, wie die Unternehmen mit den vielfältigen Unsicherheiten und den bereits geltenden höheren Zöllen umgehen. Die Erwartungshaltung kann als zurückhaltend eingestuft werden, was durchaus Potenzial für positive Überraschungen bietet.

Regional betrachtet hat sich der US-Aktienmarkt in den letzten Wochen deutlich besser entwickelt als die Börsen Europas. Das hat unter anderem mit dem Comeback einzelner Vertreter der sogenannten «glorreichen Sieben» zu tun, namentlich Meta, Microsoft und Nvidia. Zudem scheint die zwischenzeitlich aufgekommene Skepsis gegenüber US-Anlagen wieder in den Hintergrund zu treten. Positiv auf den Kursverlauf haben sich sicherlich auch die nachlassenden Rezessionssorgen ausgewirkt. Für Schweizer Investorinnen und Investoren wird die Freude an der positiven Entwicklung von US-Titeln allerdings durch die anhaltende Dollar-Schwäche getrübt.

grafik performance aktien

Performance Juni 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Mitte Juni den Leitzins erwartungsgemäss auf 0 % gesenkt. Sie trägt damit der nach vier Jahren erneut in den negativen Bereich gefallenen Inflation, den unsicheren Konjunkturaussichten sowie dem starken Franken Rechnung. Der steigende Renditeunterschied zum Euro (> 2 %) sowie zum US-Dollar (> 4 %) soll die Attraktivität des Frankens mindern. Überraschend war die Zurückhaltung des SNB-Präsidenten Martin Schlegel gegenüber Negativzinsen. Aufgrund negativer Begleiterscheinungen käme ein solcher Schritt nur im Extremfall infrage. Die Terminmärkte gehen mittlerweile davon aus, dass die SNB keinen weiteren Zinsschritt mehr vornehmen wird.

Währenddessen ist der US-Dollar, gemessen am handelsgewichteten Durchschnitt, auf das tiefste Niveau seit drei Jahren gefallen. Zum Franken ist es sogar das tiefste Kursniveau seit dem Jahr 2011. Neben dem Abbau der Überbewertung, der aufgekommenen Skepsis gegenüber den USA und tieferer Wachstumsperspektiven ist es momentan vor allem die Spekulation über kommende Zinssenkungen, welche die US-Währung schwächen. Der Euro profitiert zu einem gewissen Teil von der Dollarschwäche und hat sich zumindest vorübergehend als valide Alternative etabliert. Zusätzlich stützend wirken die aufhellenden Konjunkturaussichten sowie das nahende Ende der geldpolitischen Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB).

grafik performance devisen

Performance Juni 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

An den Rohstoffmärkten führte der Konflikt zwischen Israel und Iran zeitweise zu einer steigenden Risikoprämie. Sowohl die Preise von Erdöl als auch Gold waren zu Beginn der Eskalation deutlich gestiegen. Im ersten Fall stand eine mögliche Angebotsverknappung im Vordergrund, im zweiten die gestiegene Nachfrage risikoaverser Anlegerinnen und Anleger nach sicheren Anlagen. Mittlerweile hat sich die Lage zwar beruhigt, doch die geltende Waffenruhe zwischen Israel und Iran ist nach wie vor fragil. Einmal mehr zeigten sich die Vorteile von Rohstoffanlagen in Phasen erhöhter geopolitischer Risiken.

Die Schweizer Immobilienfonds profitieren weiterhin von einer günstigen Zinslandschaft. Einerseits steigt aufgrund reduzierter Abzinsungsfaktoren der Barwert zukünftiger Mieterträge, was sich positiv auf die Bewertung der einzelnen Objekte auswirkt. Andererseits präsentieren sich indirekte Immobilienanlagen aufgrund ihrer erhöhten Ausschüttungsrendite als attraktive Alternative zu klassischen Frankenanleihen. Zudem ist die Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen hoch, was die überdurchschnittliche Bewertung teilweise relativiert.

grafik performance übrige anlagen

Performance Juni 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Trotz der Marktberuhigung der letzten Wochen ist die Unsicherheit unter den Marktteilnehmenden weiterhin spürbar. In den nächsten Tagen läuft das seit Anfang April geltende Ultimatum für die Zollverhandlungen aus. US-Präsident Donald Trump wird entweder die definitiv geltenden Tarife präsentieren oder die Pause verlängern. Die Börsen erwarten derzeit Letzteres, was ein gewisses Enttäuschungspotenzial birgt.

Allerdings hat uns die erste Jahreshälfte gelehrt, dass die Finanzmärkte allen Risikoaspekten zum Trotz auch Chancen bieten. Um diese nutzen zu können, muss das eigene Portfolio jedoch ausreichend breit diversifiziert sein. Eine ausgewogene Struktur ist deshalb nach wie vor die beste Antwort auf die unsicheren Zukunftsperspektiven. Wir bleiben daher unserer aktuellen Positionierung mit einer neutralen Aktienquote treu. 

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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