Markteinschätzung vom 05.08.2024
Eine Mischung aus negativen Konjunkturdaten, enttäuschenden Unternehmensergebnissen und geopolitischen Spannungen sorgt momentan an den Finanzmärkten für spürbare Kursbewegungen. Vor allem die Aktienmärkte verlieren deutlich an Wert, während die klassischen sicheren Häfen wie Staatsanleihen und der Schweizer Franken preislich zulegen. Im bisherigen Jahresverlauf sorgten sich die Marktteilnehmenden vermehrt um den robusten Zustand der US-Wirtschaft, weil damit die Inflation weniger rasch sinkt und mögliche Zinslockerungen durch die Notenbank auf später verschoben werden. Nun zeigen sich erste Risse in der Wachstumsstory der grössten Volkswirtschaft. Die Frühindikatoren fangen an, sich abzuschwächen und die Arbeitslosenrate steigt. Eine wachsende Anzahl pessimistischer Marktteilnehmender warnt nun vor einer möglichen Rezession. Da hilft es nur wenig, dass die US-Notenbank letzte Woche mit klaren Aussagen die Türe für einen baldigen Zinsschritt (September) einen Spalt geöffnet hat.
Auf der Unternehmensseite konnten die marktdominanten US-Technologieunternehmen mit ihren Quartalszahlen bisher nur mässig überzeugen. Vor allem die hohen Investitionen in das KI-Thema (künstliche Intelligenz) scheinen den Anlegerinnen und Anlegern vermehrt ein Dorn im Auge zu sein. Mögliche Erträge daraus sind ungewiss und fallen erst viel später an. Aufgrund der hohen Erwartungen im Vorfeld der Berichtssaison sowie den deutlichen Kurssteigerungen im bisherigen Jahresverlauf haben viele Investorinnen und Investoren die Gunst der Stunde genutzt und Gewinne mitgenommen. Die Aktienkurse kamen aufgrund der vorherrschenden Marktdominanz dieser Unternehmen weltweit spürbar unter Druck.
Auffällig ist in der letzten sowie zum Beginn dieser Woche die deutliche Kursschwäche des japanischen Aktienmarktes. Die dortige Notenbank hat die Geldpolitik zur Bekämpfung der erhöhten Inflation gestrafft und damit eine Yen-Stärke provoziert. Als Folge davon werden vor allem die exportorientierten Unternehmen deutlich abgestraft. Die Marktstrategen gehen zukünftig von weiteren Zinsschritten nach oben aus. Japan hat aufgrund eines jahrelangen Deflationsumfeldes viel später als die anderen Industrienationen mit Zinserhöhungen auf die mittlerweile erhöhte Inflation reagiert. Verstärkt wird die jüngste Yen-Aufwertung durch sogenannte Carry-Trades, bei welchen sich Spekulanten in einer Tiefzinswährung, vorzugsweise dem Yen, verschulden und das Geld in höher verzinsten Regionen anlegen. Aufgrund der aktuellen Währungsaufwertung müssen diese Währungswetten nun vermehrt geschlossen werden, was die Yen-Nachfrage deutlich erhöht.
Begünstigt wird der aktuelle Ausverkauf an den Aktienmärkten durch die Zuspitzung der Ereignisse im Nahen Osten. Immer mehr Parteien werden in den Konflikt involviert und die Friedensbemühungen rücken in weite Ferne. Wie immer in solchen Marktphasen ist Panik ein schlechter Ratgeber. Massgebend für die Beurteilung des Marktumfeldes ist die mittel- und langfristige Konjunkturoptik. Und diesbezüglich sind wir weiterhin der Meinung, dass der US-Wirtschaft eine sogenannte sanfte Landung gelingen wird. Das mittlerweile seit über einem Jahr erhöhte Zinsumfeld wird das Wachstum bremsen, was aber nicht gleichbedeutend mit einer Rezession ist. Zudem werden baldige Zinssenkungen der US-Notenbank für eine Entspannung an den Kreditmärkten sorgen. Die trüberen Konjunkturaussichten werden zwar die Gewinnentwicklung der Unternehmen kurzfristig negativ beeinflussen. Aber die Aktienkurse bilden immer die langfristige Ertragsperspektive eines Unternehmens ab und diese zeigt sich mehrheitlich positiv.
Die jüngste Korrektur bei den hochgepriesenen Technologieunternehmen hat zudem den Anlegerinnen und Anlegern in Erinnerung gerufen, dass auch in diesem Segment die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Eine breite Sektor- und Titelstreuung im eigenen Portfolio kann solche Konzentrationsrisiken und damit verbundene negative Überraschungen verhindern. Vor den negativen Auswirkungen geopolitischer Risiken können sich die Marktteilnehmenden nur bedingt schützen. Sie sind in der Regel schwierig zu prognostizieren. Ihr Einfluss ist zwar gross, aber meistens zeitlich beschränkt. Als Gegenmassnahme kann die Beimischung defensiver Anlageklassen wie Anleihen oder Gold die Stabilität des Portfolios erhöhen. Im Endeffekt bleibt der Grundsatz, sein langfristiges Anlageziel nicht aus den Augen zu verlieren und kurzfristigen Schwankungen mit einer breiten Diversifikation im eigenen Portfolio zu begegnen.