Aargauer Konjunkturbarometer
Neue Rekorde im Aussenhandel
Der Schweizer Aussenhandel erreichte im März 2025 ein neues Allzeithoch. Die Exporte schnellten saisonbereinigt um 12,6% auf 27,6 Mrd. Franken und sorgten damit für den höchsten Monatswert seit Beginn der Zeitreihe. Haupttreiber war erneut der Chemie-Pharma-Komplex, der insbesondere dank starker Lieferungen in die USA zulegte. Auch andere Branchen wie Bijouterie, Präzisionsinstrumente, Maschinen und Elektronik konnten zulegen. Die Ausfuhren von Uhren stiegen leicht, während die Fahrzeugexporte schwächelten. Auch die Importe verzeichneten einen Rekord (+10,4% auf 23,8 Mrd. Franken). Im gesamten ersten Quartal 2025 stiegen die Ausfuhren nominal um 3,6%, die Einfuhren um 5,9%; der Handelsbilanzüberschuss belief sich dennoch auf komfortable 13,6 Mrd. Franken, da der Exportwert weiterhin deutlich höher liegt.
Franken-Stärke als Belastung für Exporteure
Trotz des starken Aussenhandels bleibt das gesamtwirtschaftliche Wachstum der Schweiz unter dem langfristigen Potenzial, das in den vergangenen 30 Jahren bei 1,8% lag (Pro-Kopf: 0,9%). Die Prognose der Aargauischen Kantonalbank für das reale BIP-Wachstum 2025 in der Schweiz liegt bei 1,3% und damit rund 0,3% tiefer als noch zum Jahresbeginn. Insbesondere die Industrie in Deutschland und im Euroraum entwickelt sich schwach, was die exportorientierten und wechselkurssensitiven Branchen der Schweiz belastet. Die Aufwertung des Schweizer Frankens bremst die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporteure, ausser im robusten Chemie-Pharma-Sektor. Handelskonflikte, insbesondere die von den USA angekündigten Zölle auf Schweizer Produkte und auf Produkte zahlreicher wichtiger Handelspartner, sorgen für Unsicherheit und können zu rückläufiger Investitionstätigkeit hiesiger Unternehmen führen.
Frühindikatoren der Industrie tendieren tiefer
Weltweit trübt sich das Bild im verarbeitenden Gewerbe weiter ein. Der JPMorgan Global Manufacturing PMI sank im April von 50,3 auf 49,8 Punkte und rutschte damit erstmals seit vier Monaten wieder unter die Expansionsschwelle von 50. Der Rückgang spiegelt schwächere Neuaufträge, anhaltende Jobverluste und sinkende Exportaufträge wider. Parallel dazu fiel der Schweizer procure.ch Manufacturing PMI um 3,1 auf 45,8 Punkte und unterstreicht die strukturellen Herausforderungen der Industrie angesichts neuer protektionistischer Barrieren.
Hohe Nervosität an den Finanzmärkten
Der April war an den Börsen von hoher Volatilität geprägt, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und neue US-Zölle. Nach einem deutlichen Einbruch zu Monatsbeginn konnten sich die Aktienmärkte jedoch wieder erholen und den Monat mit einem leichten Plus abschliessen. Die Märkte scheinen derzeit auf eine De-Eskalation des Handelskonfliktes zu wetten.
Geschäftsklima und Industrie stabilisieren sich
Positiv zu vermerken ist, dass sich das Geschäftsklima gemessen an den ausgeschriebenen Stellen minimal verbessert hat, jedoch weiterhin unter dem Vorjahresniveau bleibt: Im Aargau –0,9%, Gesamtschweiz –4,3%. Die Industrie-Komponente blieb nahezu unverändert. Der von der Aargauischen Kantonalbank berechnete Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Schweizer Exportdestinationen verharrt auf 49,2 Prozent. Es ist zu erwarten, dass der eskalierende Handelskonflikt die Frühindikatoren noch stark belasten wird.
Die Medienresonanz als Sorgenbarometer der Wirtschaft hat sich innert Monatsfrist verschlechtert. Es ist wieder verstärkt von Rezession die Rede. In der Schweiz rückt das Szenario negativer Leitzinsen wieder in den Vordergrund. Die Autoverkäufe entwickelten sich erneut rückläufig. Im bisherigen Jahresverlauf liegen die Verkäufe schweizweit 7,6% unter dem Vorjahr.
Was die Stimmung der Konsumenten hebt
Immerhin legte der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungen innert Monatsfrist in der Schweiz zu. Die insgesamt erhöhten Konsum- und Outdoor-Aktivitäten sowie höhere Umsätze in der Gastronomie und Hotellerie dürften zumindest teilweise auf die guten Witterungsverhältnisse zurückzuführen sein. Der April 2025 war mit einem landesweiten Mittelwert von knapp 2°C über dem langjährigen Durchschnitt einer der sechs wärmsten Aprilmonate seit Messbeginn – nachdem im März bereits ein historisches Allzeithoch erreicht worden ist.
Swiss Index notiert bei 93,0 Punkten
Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark – der Swiss Index – stieg innert Monatsfrist um 0,4% und beträgt neu 93,0 Punkte (-2,0% gegenüber dem Vorjahr). Der Swiss Index, bei dem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell 7,0 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Die Entwicklung der beiden Indizes sollte sich mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten in den offiziellen Wirtschaftsdaten widerspiegeln.
Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau:
Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.
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