Aargauer Konjunkturbarometer
Aussenhandel hinterlässt Bremsspuren
Die Entwicklung im Juli war von einem breiten Rückgang der Komponenten geprägt. Sechs von acht Teilindikatoren verzeichneten Einbussen, nur die Medienresonanz und die Autoverkäufe legten leicht zu. Die vorlaufenden Arbeitsmarktdaten - gemessen an der Zahl der offenen Stellen – waren schweizweit negativ, im Kanton Aargau leicht negativ. Im Aargau blieb die Arbeitslosenquote unverändert (3,1%), schweizweit (2,7%) gab es einen leichten Anstieg.
Besonders stark belastete der Aussenhandel. Nach zwei positiven Quartalen sanken die saisonbereinigten Schweizer Exporte im zweiten Quartal um 5,3%, was vor allem auf Rückgänge in der Pharmasparte zurückzuführen war. Auffällig war insbesondere der Einbruch der Exporte in die USA um knapp 30%. Im ersten Quartal hatte die Pharmaindustrie wegen den drohenden Zöllen viele Exporte in die USA vorgezogen.
Schwerverkehr immer noch über dem Vorjahr
Auch der Transport- und Verkehrssektor gab im Juli nach, mit einem deutlichen Minus im Schwerverkehr. Allerdings liegt der Schwerverkehr im Kanton Aargau im Jahresverlauf immer noch 0,4% über dem Vorjahr, jener der Gesamtschweiz 0,8% (was erfahrungsgemäss einem rund 2% höherem Transportvolumen entspricht). Die Aargauische Kantonalbank misst wöchentlich die Frequenzen auf den Nationalstrassen basierend auf den Daten von ASTRA. Dieser Trend reflektiert die positive Entwicklung im Bau. Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes rechnet gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO bei den Bauinvestitionen in diesem Jahr mit einem realen Wachstum von 2,5%. Der Trend der Baugesuche zeigt im Kanton Aargau und in der Gesamtschweiz seit einem halben Jahr wieder nach oben - gemessen an den Jahresveränderungsraten (gleitender 12-Monate-Durchschnitt).
Industriedaten leicht schwächer
Das Konsumenten- und Investorenvertrauen ging zurück und liegt unter dem Vorjahresniveau. Der leichte Rückgang der Industriekomponente steht im Einklang mit der weltweiten Eintrübung des industriellen Umfelds. Der JPMorgan Global Manufacturing PMI fiel im Juli auf 49,7 Punkte und rutschte damit wieder in den kontraktiven Bereich. Besonders in China, Japan und Nordamerika kühlte sich die Nachfrage ab, während das globale Exportvolumen bereits den vierten Monat in Folge sank. Der procure.ch Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Schweizer Industrie ging im Juli von 49,6 auf 48,8 Punkte zurück und verblieb damit unter der Wachstumsschwelle.
US-Zollankündigung als Belastungsfaktor
Die am 1. August bekannt gewordene Ankündigung der US-Regierung, ab sofort einen 39-prozentigen Strafzoll auf Schweizer Waren einzuführen, ist im Juli-Barometer noch nicht berücksichtigt. Angesichts der grossen Bedeutung der USA als Exportmarkt wird dieser Schritt die Aargauer und die Schweizer Exportindustrie in den kommenden Monaten erheblich belasten. Die Auswirkungen könnten sich sowohl in der Industrie- als auch in der Aussenhandelskomponente niederschlagen und den Druck auf die Konjunktur weiter erhöhen. Der für den Kanton Aargau wichtige Pharma-Sektor ist von den exorbitant hohen Zöllen nicht betroffen (jedoch vom reduzierten Satz). Die Unsicherheiten sind gross. Die Gespräche zwischen den Bundesbehörden und der US-Administration dauern an. Sie sollen die hohen Zölle doch noch abwenden. Die Auswirkungen der neuen Zölle wären nur dann relativ überschaubar, wenn die Sanktionen innert Monatsfrist wieder beseitigt würden. Mit sogenannten reziproken Zöllen von 39% auf Schweizer Warenexporte in die USA (ohne Pharma) und 15% gegenüber Exporten aus der Europäischen Union (EU) sowie einem 10%-Zoll auf Pharmaprodukte aus der Schweiz, muss gemäss KOF ETH Zürich eine spürbare Verringerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwartet werden.
Finanzmärkte stabil, Konsum verhalten
Die Finanzmärkte blieben im Juli weitgehend stabil, was zwar die Vermögenslage vieler Anleger stützte, aber nicht zu einer spürbaren Belebung des Konsums führte. Die Autoverkäufe konnten sich im Monatsvergleich leicht erholen, liegen jedoch im bisherigen Jahresverlauf weiterhin unter den Vorjahreswerten (-4,9%).
Ausblick: Unsicherheit über den Spätsommer hinaus
Die gleichzeitige Abschwächung im Aargauer und im Swiss-Index verdeutlicht, dass es sich um eine landesweite Abkühlung handelt. Neben der schwächeren globalen Industriekonjunktur und dem rückläufigen Aussenhandel stellen die angekündigten US-Zölle ein zusätzliches Risiko dar. Entscheidend wird sein, ob sich die Industrie im Herbst stabilisieren kann und der Dienstleistungssektor aus seiner Schwächephase herausfindet. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten, der verschärften Handelspolitik und der verhaltenen Konsumnachfrage bleiben die Aussichten jedoch eingetrübt.
Swiss Index sinkt um 3,1 Punkte
Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark – der Swiss Index – sank innert Monatsfrist um 3,1% und beträgt neu 95,9 Punkte. Der Swiss Index, bei dem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet sind, notiert damit wieder unter seinem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Die Entwicklung der beiden Indizes sollte sich mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten in den offiziellen Wirtschaftsdaten widerspiegeln.
Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau:
Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Standortförderung Kanton Aargau einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.
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