05. April 2024 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 02.04.2024
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

Im bisherigen Jahresverlauf hat eine Kombination aus erfreulichen Konjunkturdaten, der Erwartung baldiger geldpolitischer Lockerungen und der Euphorie rund um das Thema künstliche Intelligenz vor allem an den amerikanischen Aktienmärkten für eine gute Anlegerstimmung gesorgt. Deutlich bescheidener ging es an den Obligationenmärkten zu und her. Ein zaghafter Inflationsrückgang in Verbindung mit einer verzögerten geldpolitischen Lockerung sorgte für eine insgesamt bescheidene Entwicklung. Trotzdem wird bei vielen Anlegerinnen und Anlegern das erste Quartal des laufenden Jahres in bester Erinnerung bleiben. Angesichts der herausfordernden Ausgangslage bezüglich Geldpolitik, Inflation, Wirtschaft und Geopolitik konnte nicht mit einem derart erfreulichen Kursverlauf gerechnet werden.

Konjunkturell betrachtet zeichnet sich in den USA immer mehr eine sogenannt sanfte Landung der Wirtschaft ab. Die amerikanische Notenbank hat es deshalb mit ersten Zinssenkungen nicht pressant. Vor allem der robuste Arbeitsmarkt in Verbindung mit steigenden Löhnen sorgt für ausgabefreudige Konsumentinnen und Konsumenten. Gleichzeitig bleibt der Preisdruck für Konsumgüter und Dienstleistungen dadurch hoch. Im zweiten Halbjahr könnte eine Lockerung der Geldpolitik das Wirtschaftswachstum sogar beschleunigen. Die jüngsten Daten zum Häusermarkt, aber auch zur Erholung der Fertigungsstätten, unterstreichen diese These.

Auch global betrachtet ist das Rezessionsrisiko gesunken. Einem nachhaltigen Aufschwung stehen momentan die nach wie vor restriktiven Finanzierungsbedingungen sowie der Arbeitskräftemangel im Weg. Mittelfristig werden die Finanzierungskosten aufgrund fallender Zinsen voraussichtlich sinken. Die fehlenden Arbeitskräfte werden allerdings auch mittel- bis langfristig ein Bremsfaktor für das Wirtschaftswachstum bleiben, schliesslich herrscht bereits heute de facto Vollbeschäftigung. Da es sich in erster Linie um ein demographisches und deshalb strukturelles Problem handelt, wird dieses auch nicht so schnell verschwinden. 

Obligationenmärkte

Die Obligationenmärkte scheinen sich mittlerweile mit dem Fahrplan der Notenbanken bezüglich der kommenden Zinswende arrangiert zu haben. Die übertriebene Euphorie baldiger Leitzinssenkungen zum Ende des letzten Jahres ist mittlerweile der Realität erster Lockerungen ab dem Sommer gewichen. Mit den heutigen Renditeniveaus präsentieren sich die Anleihen deutlich attraktiver als noch zu Jahresbeginn. Zudem droht weder aufgrund der Inflations- noch den Konjunkturaussichten oder der geldpolitischen Agenda weiterer Aufwärtsdrang bei den Renditen. Der Preisdruck auf die Anleihen sollte von daher abnehmen. Wir gehen davon aus, dass sich die Kurse vorderhand seitwärts in einem eher breiten Kanal bewegen werden. Mittelfristig könnten insbesondere die internationalen Märkte von zusätzlichen Kursgewinnen aufgrund sinkender Zinsen profitieren, weshalb wir die Gewichtung leicht erhöhen.

Mit der Bank of Japan hat die letzte massgebende Notenbank ihr Negativzinsregime nach über acht Jahren beendet. Es handelt sich um die erste Leitzinserhöhung seit 2007. Gleichzeitig wurde die Zinskurvenkontrolle aufgehoben. Damit steuerte die japanische Notenbank in der Vergangenheit nicht nur die Geldmarktsätze, sondern auch die Renditen für mittlere und längere Laufzeiten. Neben der erhöhten Inflation waren vor allem die steigenden Löhne für den Entscheid massgebend. Höhere Einkommen sind für eine nachhaltige Bekämpfung der Deflation, in welcher sich Japan über Jahre befand, wichtig. Insbesondere der eingeschlafene Binnenkonsum soll damit angekurbelt werden und die japanische Wirtschaft langfristig beleben.

Die anderen Notenbanken haben mehrheitlich ihre bisherige Haltung bestätigt. Dazu gehören insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed sowie die Bank of England. Weil sich im bisherigen Jahresverlauf die Erwartungshaltung der Marktteilnehmenden den Prognosen der Zinshüter angenähert hat, sind die Reaktionen auf die jüngste Lagebeurteilung neutral ausgefallen. Allerdings wurde von den erwähnten Notenbanken bestätigt, dass der Zinserhöhungszyklus mittlerweile abgeschlossen ist und im Sommer erste Zinslockerungen wahrscheinlich sind. Vorausgesetzt, die in der Zwischenzeit veröffentlichten Werte bezüglich Inflation, Arbeitsmarkt und Wirtschaft werden dies rechtfertigen.

Noch vor allen anderen Notenbanken hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinswende eingeläutet und den Leitsatz überraschend um ein Viertelprozent auf 1,5 % reduziert. Begründet wurde der Zinsschritt mit dem nachlassenden Inflationsdruck, einem trüberen Konjunkturausblick und dem real starken Franken. Weder steigende Mieten noch höhere Rohstoffpreise werden aktuell als akute Gefahr für die Preisstabilität betrachtet. Im weiteren Jahresverlauf könnten ein bis zwei zusätzliche Zinsschritte folgen.

grafik performance obligationen

Performance März 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte profitieren weiterhin von der Hoffnung, dass die Notenbanken das Kunststück vollbringen, die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne gleichzeitig einen Wachstumseinbruch der Wirtschaft zu provozieren. Historisch betrachtet gelang dies den wenigsten Zinshütern, wenn sie steigende Preise mit einer restriktiveren Geldpolitik bekämpften. Eine sanfte Landung der Wirtschaft wäre für die Entwicklung der Unternehmensgewinne gut. Die in den heutigen Aktienkursen enthaltene Erwartungshaltung könnte damit zumindest erfüllt werden. Die jüngsten Preissteigerungen haben die Bewertungen deutlich erhöht und bieten viel Spielraum für Enttäuschungen. 

Die kommenden Wochen, wenn die Berichtssaison zum ersten Quartal beginnt, liefern hoffentlich die Gewissheit, dass der Markt die kommende Gewinnentwicklung nicht zu optimistisch eingeschätzt hat. Sollten die Erwartungen der Analysten jedoch mindestens erfüllt, besser noch übertroffen, werden, dann wäre der Weg frei für weitere Kurssteigerungen. Den Umstand vorausgesetzt, dass die aktuelle Rally von einer steigenden Anzahl Titel getragen wird und nicht mehr lediglich von der ganzen KI-Euphorie. Wir tragen den leicht verbesserten Aussichten Rechnung und reduzieren teilweise die aktuelle Untergewichtung. Wir berücksichtigen dabei sämtliche Hauptmärkte, bleiben aber insgesamt unserer defensiven Ausrichtung treu.

grafik performance aktien

Performance März 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Devisenmärkte

Als Folge des überraschenden Zinsschrittes der SNB hat sich der Franken noch einmal spürbar abgeschwächt. Eine Entwicklung, welche bereits am Ende des letzten Jahres ihren Anfang genommen hat. Vor allem der US-Dollar hat sich, nicht nur zum Schweizer Franken, spürbar aufgewertet. Die Spekulation dahinter ist, dass weitere Notenbanken ähnlich wie die SNB vor der US-Fed die Zinsen reduzieren könnten. Zudem scheinen die USA trotz dem absolut betrachtet höheren Zinsniveau nicht mehr Senkungen vorzunehmen als ihre wichtigsten Handelspartner. Beide Aspekte sprechen für einen anhaltenden Zinsvorteil des Greenbacks. Der japanische Yen hätte eigentlich vom Zinsschritt der Bank of Japan nach oben profitieren sollen. Da jedoch Zweifel bestehen, dass dies der Anfang einer Reihe von Erhöhungen ist und das absolute Zinsniveau nach wie vor deutlich tiefer ist als in den anderen grossen Wirtschaftsnationen, hat sich der Yen sogar leicht abgeschwächt und bleibt damit die am meisten unterbewertete Währung aller grossen Wirtschaftsräume.

grafik performance devisen

Performance März 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Die Entwicklung des Erdölpreises zeigt seit Beginn des Jahres nach oben. Dieser Umstand hat vor allem mit der Angebotsseite zu tun. Einerseits reagiert das Ölkartell der OPEC+-Staaten mit ihren Förderquoten weiterhin sehr flexibel auf Veränderungen bei der Nachfrage. Andererseits führen die geopolitischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten zu einer steigenden Risikoprämie beim wichtigsten Rohstoff. Zukünftig könnte der Bedarf wieder stärker in den Vordergrund rücken, dann nämlich, wenn sich die wirtschaftlichen Perspektiven tatsächlich in der Breite aufhellen sollten. 

Schweizer Immobilienfonds entwickeln sich preislich weiterhin sehr erfreulich. Die Zinsreduktion der SNB scheint doppelt hilfreich zu sein. Einerseits entspannt sich die Finanzierungssituation, andererseits kann es mittelfristig zu Anpassungen des Diskontierungsfaktors kommen, was sich positiv auf die Bewertung auswirken würde. Auffällig ist die steigende Anzahl von Kapitalerhöhungen. Die einzelnen Fonds nützen das positive Marktumfeld, um ihre Eigenkapitalbasis zu stärken oder ihr Immobilienportfolio mit Zukäufen zu erweitern. Allerdings birgt dieser Umstand die Gefahr einer Ertragsverwässerung. Zudem mahnt die mittlerweile deutlich gestiegene Bewertung zu einer gewissen Vorsicht. Wir reduzieren deshalb einen Teil der taktischen Übergewichtung und realisieren die aufgelaufenen Gewinne. Insgesamt bleibt die Anlageklasse aber leicht übergewichtet.

grafik performance übrige anlagen

Performance März 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Schlussfolgerung

Die Anlegergemeinde ist nach wie vor zweigeteilt. Die Optimisten erwarten, dass die makroökonomische Entwicklung sowie die geldpolitischen Aussichten sich den heutigen Aktienpreisen annähern werden. Die Pessimisten gehen davon aus, dass sich die Bewertungen der Aktienmärkte an die heutige volkswirtschaftliche und geldpolitische Realität anpassen, was für tiefere Kurse spricht. Mit unserer Meinung stehen wir irgendwo zwischen den beiden Lagern. Wir sehen durchaus die Chance für eine zunehmende Aufhellung der wirtschaftlichen Perspektiven. Zudem werden die Notenbanken ab Mitte Jahr die Geldpolitik voraussichtlich ein wenig lockern. Allerdings werden unseres Erachtens die Restrisiken bezüglich einer Rezession sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen zu grosszügig ausgeblendet. Deshalb bleiben wir mit unserer taktischen Ausrichtung insgesamt defensiv eingestellt.

Beschlüsse

Es wurden folgende Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen:

•    Erhöhung der Obligationen Welt Hedged CHF
•    Erhöhung der Aktien Schweiz, Europa und USA
•    Reduktion der Schweizer Immobilienfonds
•    Reduktion der Liquidität CHF

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

Die aktuelle Marktübersicht erscheint monatlich als Teil der AKB-Marktmeinung welche hier als Newsletter abonniert werden kann.

Disclaimer: Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen wurden öffentlich zugänglichen Quellen entnommen, die wir für zuverlässig halten. Eine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen. Bei allen in der Veröffentlichung wiedergegebenen Meinungen handelt es sich um die aktuelle Einschätzung der Aargauischen Kantonalbank. Diese Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Daher müssen wir Sie um Verständnis dafür bitten, dass damit weder ausdrücklich noch stillschweigend eine Zusicherung oder Garantie in Bezug auf die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu Entwicklungen, Märkten oder Wertpapieren verbunden sein kann.