13. Mai 2024 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 07.05.2024
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

Nach einem fulminanten Startquartal haben die Finanzmärkte im April zu einer Konsolidierung angesetzt. Der Auslöser für vermehrte Gewinnmitnahmen der Anlegerinnen und Anleger war einerseits die Eskalation im Nahen Osten mit der direkten Konfrontation von Israel und Iran, andererseits ein erneuter Anstieg der US-Inflationswerte, welcher den Aufwärtstrend der letzten Monate bestätigte. Gefragt waren in dieser Phase der Verunsicherung vermehrt Anlagen mit defensivem Charakter wie Staatsanleihen, Gold und der US-Dollar. Auch Rohstoffe haben sich, angeführt vom Erdöl, zwischenzeitlich deutlich verteuert. Dieser Umstand könnte zumindest kurzfristig betrachtet die Inflationsrisiken zusätzlich erhöhen. Schliesslich gehören Energie- und Rohwarenpreise zu den Haupttreibern der Teuerung. Als Folge davon hat sich die Einschätzung der Markstrategen bezüglich der Zinswende in den USA auf der Zeitachse von Mitte Jahr in Richtung Herbst verschoben. Gute Unternehmensergebnisse und inflationsdämpfende Arbeitsmarktdaten aus den USA führten nachfolgend zu einer Beruhigung des Geschehens. Mittlerweile haben vor allem die Aktienmärkte einen grossen Teil der zwischenzeitlichen Verluste wieder aufholen können.

Im ersten Quartal hat die US-Wirtschaft gemessen am BIP-Wachstum enttäuscht. Weil gleichzeitig die Inflationsrate leicht gestiegen ist, befürchten gewisse Ökonomen eine zunehmende Stagflationsgefahr. Damit ist ein sinkendes Konjunkturwachstum bei gleichzeitig steigender Inflation gemeint. Bisher liessen sich die erneut steigenden Preise mit dem soliden Wachstum erklären, was sich in diesem Fall als Trugschluss erweisen würde. Zumindest der Privatkonsum, die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft, verharrt auf einem erhöhten Niveau. In Europa zeigen die jüngsten Indikatoren eine zunehmende Aufhellung. Allerdings passiert dies von einem tiefen Niveau aus, weshalb es noch zu früh ist, um von einer effektiven Trendwende zu sprechen. Anspruchsvoll bleibt das Konjunkturumfeld in China. Zwar fallen momentan die Wachstumszahlen erfreulich aus, doch sind es einmal mehr die staatlichen Investitionen, welche die Wirtschaft antreiben. Für einen nachhaltigen Aufschwung müsste insbesondere der Binnenkonsum deutliche Fortschritte machen, was im Moment noch nicht abzusehen ist.

Obligationenmärkte

Die Zinsen erhöhten sich in den vergangenen Wochen aufgrund der verzögerten Zinswende weiter. Vor allem in den USA sorgte die Zurückhaltung der US-Notenbank für einen Renditeanstieg und spiegelbildlich für tiefere Obligationenkurse. Aber auch in den restlichen Regionen ist der negative Preiseffekt spürbar. Es zeigt sich immer mehr, dass die wichtigsten Notenbanken einer individuellen Agenda folgen. Angesichts des unterschiedlichen Konjunktur- und Inflationsverlaufs ist diese Entwicklung nachvollziehbar. Während die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins im März aufgrund der vorteilhaften Inflationssituation ein erstes Mal gesenkt hat, werden die US-Zinshüter wegen der soliden Wirtschaftslage damit voraussichtlich noch bis zum Herbst zuwarten. Die jüngsten Daten haben zudem gezeigt, dass die Inflation nur zögerlich sinkt, respektive in diesem Jahr sogar leicht gestiegen ist. Es scheint, als würde die USA im aktuellen Konjunkturzyklus weniger stark auf zinspolitische Veränderungen reagieren als in der Vergangenheit. Dieser Aspekt erschwert die Arbeit der US-Notenbank Fed, weshalb aus der Zinsoptik weiterhin das Motto «höher für länger» gilt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen wird voraussichtlich bereits Mitte des Jahres ihre Geldpolitik lockern. Neben einer tieferen Inflationsrate als in den USA ist es vor allem die bescheidene Konjunkturlage, welche zukünftig für einen wirtschaftsfreundlicheren Kurs der EZB spricht. Die Entwicklung in Europa entspricht viel stärker derjenigen früherer Disinflationsphasen als in den USA. Eine restriktivere Geldpolitik führt über höhere Finanzierungskosten zu einer Abkühlung des Wirtschaftswachstums. Die Notenbank kann anschliessend das erfolgte Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage für eine Normalisierung der Geldpolitik nützen. Einzig der robuste Arbeitsmarkt passt nicht so recht in dieses Szenario. Wie schon mehrfach erwähnt, spielen hierbei allerdings sehr stark strukturelle Faktoren wie die demographische Entwicklung eine gewichtige Rolle. 

grafik performance obligationen

Performance April 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Aktienmärkte

Die internationalen Aktienmärkte standen vor allem in der ersten Monatshälfte April mehrheitlich unter Preisdruck. Zunehmende geopolitische Spannungen, erhöhte Rezessionssorgen und eine im Fall der USA weiter in die Ferne rückende Zinswende sorgte bei den Investorinnen und Investoren für Unsicherheit. Die gute Kursentwicklung im ersten Quartal schien den einen oder anderen Marktteilnehmenden angesichts der zunehmenden Gefahrenlage zu Gewinnmitnahmen zu veranlassen. Allerdings werden tiefere Kurse weiterhin für einen günstigeren Einstieg in den Aktienmarkt genutzt, was unter anderem die jüngste Erholung erklärt.

Im Verlaufe des Monats April hat sich der Fokus der Anlegerinnen und Anleger wieder verstärkt auf die Mikrooptik verlagert. Die laufende Berichtssaison zu den Erstquartalsergebnissen der Unternehmen ist bisher sehr erfreulich verlaufen. In den USA, wo die Berichterstattung traditionell am weitesten fortgeschritten ist, konnten bisher über 80 % der Unternehmen die teilweise hohen Erwartungen der Analysten übertreffen. Vor allem die grossen Technologieunternehmen aus den USA, welche stark mit dem Thema künstliche Intelligenz in Verbindung gebracht werden, konnten mehrheitlich überzeugen. Allerdings zeigte sich an einzelnen Beispielen wie Meta (Facebook), dass auch bei ihnen die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse jedoch den Eindruck einer robust laufenden US-Wirtschaft, vor allem in den USA. Zudem fallen die Ausblicke der Unternehmen optimistisch aus, was auch zukünftig nicht auf eine grössere Wachstumsabschwächung hindeutet.

grafik performance aktien

Performance April 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Devisenmärkte

Der US-Dollar profitiert weiterhin von der Tatsache, dass die US-Notenbank die Zinswende voraussichtlich später als die anderen massgebenden Zinshüter einleiten wird. Die bestehende Zinsdifferenz zu den anderen grossen Währungsblöcken wird sich dadurch zumindest zwischenzeitlich ausdehnen, was die Attraktivität zusätzlich erhöht. Zudem hat die Eskalation im Nahen Osten gezeigt, dass der Greenback immer noch als der sichere Hafen wahrgenommen wird. Umgekehrt spürt der Euro den Druck bald sinkender Zinsen in der Eurozone. Die EZB wird wahrscheinlich bereits Mitte des Jahres eine erste Zinssenkung vornehmen und damit die Zinsdifferenz zum US-Dollar erhöhen. Allerdings wird sie vorsichtig mit weiteren Lockerungsschritten agieren, da ein schwächerer Euro unangenehme Folgen für die Inflation haben kann. Importierte Güter sowie Rohwaren werden bei einer schwächeren Heimwährung bekanntlich teurer. 

Dieser Umstand hat im ersten Quartal die Schweiz zu spüren bekommen. Die Frankenschwäche seit Beginn des Jahres hat zu einem Inflationsanstieg geführt. Damit drängt sich für die SNB ein zweiter Zinsschritt nicht unmittelbar auf, was dem Franken zukünftig helfen könnte. Der japanische Yen ist zwischenzeitlich zum US-Dollar auf das tiefste Niveau seit über 30 Jahren gefallen. Hintergrund ist auch hier die anhaltende Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen, welche offensichtlich eine immer grössere Anzahl von Spekulanten zu sogenannten Carry-Trades veranlassen. Allerdings hat die Bank of Japan offensichtlich bereits zwei Mal interveniert, was zeigt, dass sie nicht mehr tatenlos einem Wertzerfall der japanischen Währung zuschaut.

grafik performance devisen

Performance April 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Trotz neuem Rekordstand des Goldpreises im April bleibt die Nachfrage ungebrochen hoch. Vor allem die jüngsten geopolitischen Spannungen scheinen neben den Notenbanken auch vermehrt private Investorinnen und Investoren angelockt zu haben. Angesichts der Tatsache, dass die Zinsen im Dollarraum noch einige Zeit hoch bleiben werden, ist die Preisentwicklung des Goldes doch eher erstaunlich. Normalerweise leidet das ertragslose Metall unter der Ausschüttung anderer Anlageklassen wie Anleihen oder Aktien.

Eine Kombination aus geopolitischen Spannungen im Nahen Osten sowie besseren Konjunkturaussichten für China haben in diesem Jahr für einen deutlichen Preisanstieg der meisten Rohwaren geführt. Allerdings gibt es berechtigte Zweifel bezüglich der nachhaltigen Wirkung dieser beiden Treiber. Die Lage in der Konfliktregion hat sich mittlerweile wieder beruhigt und Chinas Wirtschaft scheint vor allem durch staatliche Investitionen zu wachsen, was nicht sehr nachhaltig ist. Wir gehen deshalb von einem weiterhin volatilen Verlauf der Rohstoffe aus.

grafik performance übrige anlagen

Performance April 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Schlussfolgerung

Angesichts der Kursrücksetzer im April stellen sich manche Investorinnen und Investoren die berechtigte Frage, ob es sich lediglich eine Konsolidierung handelte oder ob die Anlegergemeinde tatsächlich den Kompass neu ausgerichtet hat. Die Beantwortung dieser Frage hängt stark von der weiteren Konjunkturentwicklung ab. Vor allem in den USA können die anhaltenden Inflationssorgen mittelfristig nur mit einem höheren Wirtschaftswachstum kompensiert werden. Davon würden insbesondere die Aktienmärkte profitieren, weil die Unternehmensgewinne dann weiterhin grosszügig sprudeln würden. Aufgrund der jüngsten Erholung scheint es sich tatsächlich nur um vorübergehende Gewinnmitnahmen zu handeln, und doch bleiben wir aufgrund der vielschichtigen Risikolage weiterhin vorsichtig. Die Anleihenmärkte hingegen sollten das Gröbste hinter sich haben, weil die Inflation weiter sinkt und die Geldpolitik zukünftig eher gelockert als gestrafft wird. Zudem präsentiert sich das globale Wirtschaftswachstum immer noch äusserst verwundbar, was ebenfalls gegen weiter steigende Zinsen spricht. Aus der Rendite- wie auch aus der Sicherheitsoptik erachten wir deshalb die Obligationen im Portfoliokontext weiterhin als attraktiv. 

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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