Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld
Obwohl es nach den Verwerfungen zum Beginn des Monats August nicht danach ausgesehen hat, präsentieren sich die Finanzmärkte mittlerweile beinahe in alter Stärke. Vor allem die Aktienkurse haben sich vom Rückschlag rasch erholt. Rezessionssorgen und geopolitische Unsicherheiten sind in den Hintergrund getreten. Die Anlegerinnen und Anleger konzentrieren sich momentan, was das Marktgeschehen anbelangt, auf zwei Hauptfaktoren. Einerseits ist es die Hoffnung auf eine sanfte Landung der amerikanischen Wirtschaft, was bedeutet, dass die Phase erhöhter Zinsen ohne Rezession enden wird. Andererseits ist es die Erwartung, dass die US-Notenbank (Fed) die Leitzinsen bald senken wird. In beiden Fällen steht die Ampel aktuell auf Grün, was jedoch noch mit vielen Unsicherheiten behaftet ist.
Es handelt sich um eine Gratwanderung, die rasch auf die eine oder andere Seite kippen kann. Wenn die Wirtschaft zu gut läuft und die Inflation erhöht bleibt, hat die Notenbank keinen Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik. Lässt sie wiederum die Zinsen zu lange auf dem erhöhten Niveau, könnten die teureren Finanzierungskosten das Wachstum zu stark abwürgen und die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten lassen. Mit der anstehenden Zinswende wird sich die US-Notenbank zukünftig voraussichtlich stärker auf das zweite ihrer beiden Mandate konzentrieren, die Vollbeschäftigung, und weniger stark auf die Preisstabilität schauen. Der Inflationsrückgang erlaubt einen solchen Fokuswechsel, und die zunehmende Abkühlung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes macht ihn sogar nötig.
Ähnlich wie in den USA, ist es in vielen Wirtschaftsräumen hauptsächlich der Dienstleistungsbereich, der die Wirtschaft am Laufen hält. Das verarbeitende Gewerbe befindet sich bereits seit längerer Zeit mehrheitlich in einer Rezession. Vor allem die Konjunktur der Eurozone stagniert nach wie vor, und der zwischenzeitliche Silberstreifen am Horizont ist bereits wieder verschwunden. Dieser Umstand lässt sich vor allem durch die grössere Industrieabhängigkeit, als sie zum Beispiel die USA aufweisen, erklären. Der grössten Volkswirtschaft des Staatenbundes, Deutschland, droht zudem nach einem Wachstumsrückgang im zweiten Quartal bereits die nächste Rezession. Auch in China sorgen strukturelle Wachstumshemmer wie der angeschlagene Immobiliensektor oder die zunehmende Überalterung der Gesellschaft dafür, dass die Wirtschaft weiterhin unter dem selbst definierten Wachstumsziel von 5 % bleibt. Weil zudem die staatliche Unterstützung nur zaghaft ausfällt, ist im weiteren Jahresverlauf nur bedingt mit einer Zunahme des Wachstumstempos zu rechnen.
Obligationenmärkte
Die leichte Eintrübung der Weltwirtschaft sorgt für tiefere Renditen an den Obligationenmärkten. Es handelt sich um eine Tendenz, die bereits Ende April eingesetzt hat und mittlerweile für spürbar tiefere Zinsen am mittleren und langen Laufzeitenspektrum der Zinskurve sorgt. Spiegelbildlich zu den rückläufigen Renditen befinden sich die Anleihemärkte preislich im Aufwind. Ein abnehmender Inflationsdruck sowie die Aussichten auf zukünftige Zinssenkungen der Notenbanken, insbesondere in den USA, haben die Bewegung verstärkt. Es zeichnet sich mittlerweile ab, dass die Zinsen in den massgebenden Währungsräumen ihren Höhepunkt überschritten haben. Damit sollte zukünftig kein erneuter Preisdruck auf die Anleihen zukommen.
Der US-Notenbankchef Jerome Powell signalisierte am Notenbank-Symposium in Jackson Hole unmissverständlich, dass die Zeit für einen ersten Zinsschritt nach unten gekommen ist. Er bezeichnete die Inflation als besiegt und legte gleichzeitig dar, dass es nun darum gehe, den Arbeitsmarkt nicht zu sehr abzukühlen. Die Terminmärkte gehen für Ende des Jahres von einem Zielwert aus, der 75 bis 100 Basispunkte (100 Basispunkte = 1 %) unterhalb der heutigen Marke liegt. Das Hauptziel der US-Notenbank ist nach wie vor, eine Rezession zu vermeiden und stattdessen eine sanfte Landung der Wirtschaft sicherzustellen. Es ist davon auszugehen, dass im September weitere Notenbanken wie diejenigen Kanadas, der Eurozone, Grossbritanniens und eventuell der Schweiz Lockerungsschritte vornehmen werden. Im Fall der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird ein solcher stark von der Frankenentwicklung abhängen. Rein aus Inflationssicht wäre eine weitere Lockerung der Geldpolitik angebracht. Alternativ dazu stünde ihr auch das Mittel der Devisenmarktintervention zur Verfügung.
Performance August 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Aktienmärkte
Auch wenn es zum Beginn des Monats überhaupt nicht danach ausgesehen hat, konnte die Mehrheit der Aktienmärkte den August positiv beschliessen. Die Rezessionssorgen sind aufgrund robuster Konjunkturdaten in den Hintergrund getreten. Der Volatilitätsindex, auch als Angstbarometer bezeichnet, hat sich nach dem zwischenzeitlichen Anstieg zurückgebildet. Verschiedene Aktienmärkte stehen nur noch knapp unter ihrer alten Rekordmarke oder haben diese gar überschritten. Auch die japanische Börse, die in der vorausgegangenen Korrekturphase die heftigsten Verluste verzeichnete, hat sich mittlerweile vom Schock deutlich erholt.
Neben robusten Konjunkturdaten hat den Dividendenpapieren auch die Aussicht auf weitere Zinssenkungen geholfen. Damit werden die Finanzierungskosten gesenkt, die Wirtschaft gestärkt und der Arbeitsmarkt vor einer übermässigen Abkühlung bewahrt. Positiv zu betrachten ist, dass die jüngste Erholung breit abgestützt ist. Es sind somit nicht einzelne Unternehmen oder Sektoren, die mit ihren Kurssteigerungen die Gegenbewegung anführen, sondern eine Mehrheit der Titel. Ganz anders sah es noch in der ersten Jahreshälfte aus, als die sogenannten glorreichen Sieben, die führenden Technologieunternehmen aus den USA, fast im Alleingang für den Anstieg des amerikanischen Aktienmarktes verantwortlich waren.
Performance August 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Devisenmärkte
Der Franken zeigt sich weiterhin von seiner starken Seite. Einerseits profitiert er als sicherer Hafen von den geopolitischen Spannungen und den wirtschaftlichen Unsicherheiten. Andererseits signalisieren die Notenbanken anderer Währungsräume, wie diejenige der USA oder der Eurozone, weitere Zinssenkungen, was den Renditenachteil unserer Heimwährung schwinden lässt. Der weitere Verlauf des Frankens wird stark von der Geldpolitik der SNB abhängen. Die Zeichen für einen dritten Zinsschritt nach unten im September verdichten sich. Der deutliche Inflationsrückgang sowie die jüngste Frankenaufwertung verstärken diese Einschätzung. Mit einer weiteren Zinsreduktion könnte die SNB dafür sorgen, dass der alte Zinsunterschied wieder hergestellt wird und sich die Attraktivität des Frankens wieder reduziert. Zudem sind kommende Zinssenkungen von EZB oder Fed mittlerweile in den Terminsätzen und somit den jeweiligen Währungen abgebildet, was zumindest teilweise den Abwertungsdruck von den Währungen nehmen könnte.
Performance August 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Übrige Anlagekategorien
Innerhalb der Gruppe der ergänzenden Anlageklassen glänzt vor allem das Gold unvermindert weiter. Rückläufige Realrenditen in den USA reduzieren die Opportunitätskosten des ertragslosen Metalls. Die Aussichten auf baldige Zinssenkungen sorgen für einen schwächeren US-Dollar. Beide Faktoren in Kombination mit anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten haben für Gold in den vergangenen Monaten ein äusserst vorteilhaftes Umfeld geschaffen. Die Notenbankkäufe sind zwar weniger geworden, bilden aber ein vorteilhaftes Auffangnetz gegen unerwartete Preisrückschläge. Allerdings werden die vorteilhaften Faktoren mittlerweile grösstenteils im heutigen Preis abgebildet. Wir gehen deshalb davon aus, dass zukünftig vor allem die Sicherheitsfunktion von Gold im Vordergrund stehen wird und sich deshalb der Preis stärker an möglichen Krisen ausrichtet.
Weniger Freude bereitet den Marktteilnehmenden der Ölpreis, der bereits seit Mitte des Jahres mehrheitlich unter Druck steht. Dies hat einerseits mit der Beruhigung der Lage im Nahen und Mittleren Osten zu tun, andererseits mit den bescheidenen Wachstumsaussichten der Globalwirtschaft. Vor allem der grösste Verbraucher, China, schwächelt seit geraumer Zeit. Zudem hat das grösste Ölkartell (OPEC+) angekündigt, voraussichtlich seine Förderkapazitäten ab Oktober zu erhöhen, was für ein zusätzliches Angebot sorgt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass vorderhand der Preisdruck anhalten wird. Einzig unerwartet auftretende geopolitische Störungen könnten zwischenzeitlich preistreibend wirken.
Performance August 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Schlussfolgerung
Das Marktumfeld präsentiert sich trotz der jüngsten Erholung der Aktienmärkte immer noch äusserst herausfordernd. Es bestehen weiterhin wirtschaftliche und geopolitische Risiken, die jederzeit zu einer erhöhten Risikoaversion der Anlegerinnen und Anleger und damit verbunden zu Gewinnmitnahmen führen können. Deshalb bleiben wir in der taktischen Ausrichtung unserer Anlagestrategien vorderhand defensiv ausgerichtet.
Allerdings bedeutet dies nicht, mögliche Risiken komplett zu vermeiden und nur noch in defensive Anlageklassen wie Staatsanleihen und Gold zu investieren. Es gilt auch in dieser Marktphase, die realistische Chance weiter steigender Aktienmärkte nicht auszublenden. Mit der nun eingeläuteten Zinswende erhält die Wirtschaft eine wichtige Stütze in Form tieferer Finanzierungskosten zurück. Dies wird sich voraussichtlich mittelfristig positiv auf die Wachstumsaussichten der Unternehmen auswirken. Zudem stehen die Firmen mit ihrer Umsatz- und Gewinnwicklung immer noch solide da und können vorübergehend auch ein schwächeres Wirtschaftswachstum verkraften. Deshalb gilt es weiterhin, das Portfolio ausgewogen zu strukturieren, um die Risiken gut abfedern und sich bietende Chancen nützen zu können.
Beschlüsse
Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.
Taktische Ausrichtung
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