13. Juni 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 10.06.2025

Marktumfeld

Die Erholung der Finanzmärkte seit der Ankündigung der Zollpause im April hat sich in den letzten Wochen fortgesetzt. Vor allem die Aktienmärkte entwickeln sich derart positiv, dass man glatt vergessen könnte, in welch herausforderndem Umfeld sich die Wirtschaft und die Unternehmen momentan befinden. Steigende Zölle führen zu höheren Kosten und sinkenden Gewinnmargen. Die Aktionärinnen und Aktionäre schauen momentan grosszügig über diese Tatsache hinweg. Weniger optimistisch präsentieren sich die Obligationenmärkte. Sie bilden verstärkt eine abnehmende Wachstumsdynamik und eine erhöhte Inflationsgefahr aufgrund steigender Preise ab.

Allerdings spiegeln sich die Herausforderungen bisher nur in schwächeren Stimmungsindikatoren von Unternehmen, Konsumentinnen und Konsumenten, nicht in den realwirtschaftlichen Daten. Diese fallen, wohl auch aufgrund von Vorzieheffekten, weiterhin sehr solide aus. Das Rezessionsrisiko, das zwischenzeitlich für die USA spürbar gestiegen ist, hat mittlerweile wieder deutlich abgenommen. Auch am Arbeitsmarkt sind bis jetzt wenig negative Folgen spürbar. Die Unternehmen sorgen für einen stabilen Stellenausbau, und die Arbeitslosenraten verharren auf tiefem Niveau. Allerdings handelt es sich hierbei um einen nachlaufenden Indikator, der erst dann reagiert, wenn sich die wirtschaftlichen Aktivitäten spürbar eintrüben.

Mehr Sorgen als um die Wirtschaft machen sich Anlegerinnen und Anleger mittlerweile um die Verschuldungsdisziplin der einzelnen Staaten. Vor allem die in den USA geplanten Steuererleichterungen im Zusammenhang mit dem neuen Haushaltsgesetz würden ein riesiges Loch in das bereits hohe Haushaltsdefizit reissen. Kommende Zolleinnahmen und geplante Ausgabekürzungen sind voraussichtlich zu gering, um tiefere Steuereinnahmen zu kompensieren. Die Ratingagentur Moody’s hat diesen Umstand jüngst zum Anlass genommen, den USA das Top-Rating AAA zu entziehen. Bereits zuvor hatte Europa und insbesondere Deutschland angekündigt, Milliarden in die marode Infrastruktur und die Rüstung zu stecken. Zu diesem Zweck wurde sogar die Schuldenbremse aufgehoben. Eine immer höhere Staatsverschuldung senkt das Investorenvertrauen und könnte zu steigenden Risikoprämien von Staatsanleihen und damit höheren Zinsen führen. Die Rendite für die Anleihe mit dreissigjähriger Laufzeit ist in den USA vor kurzem auf das höchste Niveau seit der Finanzkrise 2007 gestiegen!

Obligationenmärkte

Die Stimmung an den Obligationenmärkten ist deutlich getrübter als an Aktienbörsen. Vor allem die Abschwächung der wirtschaftlichen Wachstumsdynamik in Kombination mit möglicherweise steigenden Inflationsraten steht dabei im Vordergrund. Das als Stagflation bezeichnete Phänomen würde den Spielraum der Notenbanken deutlich einschränken. Ihr Fokus auf die Preisstabilität würde voraussichtlich zu steigenden Leitzinsen führen und die schwächelnde Wirtschaft zusätzlich eintrüben. Noch ist es allerdings nicht so weit. Ausserhalb der USA sinkt die Teuerung nicht zuletzt dank tieferer Energiepreise. Und selbst in den USA ist bisher kein deutlicher Preisanstieg spürbar. Zudem präsentiert sich die Wirtschaft allen Widrigkeiten zum Trotz immer noch sehr solide.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die weiter sinkende Inflation zum Anlass genommen, ihre Geldpolitik ein weiteres Mal zu lockern. Allerdings scheint sich der Leitzins zunehmend dem neutralen Niveau zu nähern, welches die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst. Damit neigt sich der Senkungspfad der EZB gemäss eigener Aussage dem Ende zu. Die US-Notenbank Fed wird voraussichtlich an ihrem Juni-Meeting die seit Dezember des letzten Jahres geltende Zinspause fortsetzen. Der Teuerungsdruck ist immer noch spürbar und macht eine restriktivere Geldpolitik nötig. Für den restlichen Jahresverlauf rechnen die Märkte mit ein bis zwei Lockerungsschritten.

Das aktuelle Renditeniveau ausserhalb der Schweiz bietet in Kombination mit der Aussicht auf zusätzliche Kapitalgewinne aufgrund möglicherweise sinkender Zinsen ein attraktives Umfeld für Anleihen. Die leicht abnehmende Wachstumsdynamik der Wirtschaft sowie die sinkenden Inflationsraten sprechen zudem gegen weiter steigende Renditen. Deshalb gehen wir von einer abnehmenden Volatilität und einer kommenden Stabilisierung der Obligationenpreise aus. Das macht die Anlageklasse für Anlegerinnen und Anleger nicht nur aus der Optik ihrer defensiven Eigenschaften attraktiv.

grafik performance obligationen

Performance Mai 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Die Marktstrategen gehen trotz den vorherrschenden Risiken mehrheitlich davon aus, dass sich das Marktgeschehen in der zweiten Jahreshälfte beruhigen sollte. Unsicherheiten bezogen auf die wirtschaftliche Entwicklung, die Inflationserwartung sowie die Handelsdiskussionen sollten sich bis dahin zumindest teilweise klären. Auf dieser Einschätzung basieren zumindest die aktuellen Gewinnschätzungen, die weiterhin hoch sind und keine tiefergehende Wachstumsabschwächung der Wirtschaft abbilden. Es darf nicht vergessen werden, dass mit der jüngsten Erholung vor allem die Bewertung für US-Aktien wieder stark gestiegen ist. Speziell die Kurse technologieorientierter Titel sind deutlich gestiegen und haben zu einer ähnlich hohen Bewertung wie vor den Zoll-Diskussionen geführt. Angesichts der vorherrschenden Unsicherheit sollte dies die Anlegerinnen und Anleger zur Vorsicht mahnen.

Aus der mittel- und langfristigen Optik sollten wieder verstärkt positive Impulse auf die Unternehmen und damit die Wirtschaft wirken. Das Innovationspotenzial für die Firmen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, darf dabei nicht unterschätzt werden. Die grosszügige Fiskalpolitik sollte sich genauso stimulierend auf die Wirtschaft und damit die Gewinnentwicklung der Gesellschaften auswirken wie die zunehmend lockereren Finanzierungsbedingungen.

grafik performance aktien

Performance Mai 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Es gibt momentan wenig Gründe, welche zukünftig für einen stärkeren US-Dollar sprechen. Selbst das erhöhte Renditeniveau lockt momentan keine Investorinnen und Investoren an. Während die meisten anderen Notenbanken die Zinsen senken, hält das US-Fed aufgrund der vorherrschenden Unsicherheiten rund um die US-Wirtschaft und -Politik das Zinsniveau im restriktiven Bereich. Auch die Rolle als sicherer Hafen hat der Greenback zumindest aus kurzfristiger Optik nicht einnehmen können. Die jüngste Krise im Zusammenhang mit dem Liberation Day zeugt davon. Zudem ist der US-Dollar, gemessen an der Kaufkraftparität, trotz der jüngsten Abwertung weiterhin hoch bewertet.

Die Schweiz steht erneut im Fokus der US-Behörden. Diese haben die Eidgenossenschaft auf die Beobachtungsliste der Währungsmanipulatoren gesetzt. Damit schränkt sich der Spielraum der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein, dem Aufwertungsdruck auf dem Franken durch Deviseninterventionen entgegenzutreten. Es bleibt ihr somit in erster Linie die aktive Zinssteuerung als Gegenmassnahme. Die mittlerweile wieder im negativen Bereich tendierende Inflation ermöglicht der SNB, die Geldpolitik weiter zu lockern. Selbst Negativzinsen werden mittlerweile als sehr wahrscheinlich erachtet.

grafik performance devisen

Performance Mai 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Gold konnte auch während der jüngsten Erholung der Finanzmärkte sein Preisniveau mehr oder weniger halten. Das ist keine Selbstverständlichkeit, da die Investorennachfrage im Normalfall vor allem während Marktturbulenzen, wie wir sie im April gesehen haben, gross ist. In anschliessenden Erholungsphasen locken andere Anlagen mit höheren Renditeversprechen. Es scheinen vor allem die anhaltenden Käufe der Notenbanken zu sein, die den Preis stützen. Wir gehen deshalb auch zukünftig von einer leicht aufwärtsgerichteten Kursentwicklung aus.

Der Preis des wichtigsten Rohstoffs Erdöl wird momentan in erster Linie von der Angebotsseite getrieben. Neben der geopolitisch fragilen Lage in wichtigen Produktionsländern sind vor allem die Förderquoten der OPEC+-Staaten der Haupttreiber. Eigentlich sollen die Beschränkungen zunehmend aufgehoben und das Angebot ausgeweitet werden. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der damit verbundenen Nachfrageschwäche sind diese Pläne vorderhand sistiert worden. Der Ölpreis wird sich voraussichtlich weiterhin innerhalb einer breiteren Preisspanne seitwärts entwickeln.

grafik performance übrige anlagen

Performance Mai 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Wir trauen der jüngsten Erholung nur bedingt. Die Aktienmärkte schauen sehr grosszügig durch die aktuellen Unsicherheiten hindurch und betrachten das zukünftige Wachstumspotenzial mit wenig veränderten Rahmenbedingungen. Allerdings hat sich das politische und wirtschaftliche Umfeld trotz der aktuellen Zollpause bereits spürbar verändert. Eine kritische Betrachtung der Globalisierung könnte zu einer verstärkten Änderung der Lieferketten führen, eine Entwicklung, die bereits mit der Corona-Pandemie eingesetzt hat und sich nun fortsetzt.

Zudem wird die wirtschaftliche Abhängigkeit der Länder untereinander kritisch hinterfragt, vor allem wenn die Regeln des freien Welthandels nicht mehr gelten. Kommt dazu, dass die stetig wachsende Staatsverschuldung zunehmend zum Problem wird. Die steigende Skepsis von Investorinnen und Investoren könnte zu höheren Risikoprämien führen, was der Anfang einer gefährlichen Spirale aus höherer Zinslast und zusätzlich steigender Verschuldungsrate darstellen würde. Wir bleiben deshalb vorerst unserer neutralen Gewichtung der Risikoanlagen treu. Allerdings nutzen wir die jüngsten Kurssteigerungen bei den Aktien für selektive Gewinnmitnahmen und führen so die performancebedingt erhöhten Gewichte auf ihre Soll-Quote zurück.

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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