12. September 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 09.09.2025

Marktumfeld

Die Finanzmärkte und insbesondere die Aktienbörsen entwickeln sich trotz der ausgeprägten Risikolandschaft weiterhin robust. Weder die politischen Angriffe auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank FED noch die anhaltende Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump konnten den Börsen bislang nachhaltig schaden. Gleiches gilt für die Unsicherheit über die künftige Ausrichtung der US-Geldpolitik sowie die (fiskal-)politische Instabilität einzelner bedeutender Volkswirtschaften wie Frankreich, Grossbritannien und Japan. Auch die geopolitischen Risiken haben sich in den vergangenen Wochen nicht verringert. Dass die Anlegerskepsis dennoch nicht zunimmt, ist vor allem der soliden Gewinnentwicklung der Unternehmen und einer sinkenden Rezessionsgefahr der US-Wirtschaft zu verdanken.

Obwohl die Zollproblematik international an Brisanz verloren hat, werden ihre Folgen noch längere Zeit spürbar bleiben. In den USA droht ein Inflationsschub, sobald Unternehmen beginnen, die höheren Kosten auf die Konsumentinnen und Konsumenten zu überwälzen. Gleichzeitig besteht die Gefahr von Umsatzeinbussen bei Produkten, für die günstigere lokale Alternativen verfügbar sind. In der Folge optimieren die Unternehmen zunehmend ihre Lieferketten und Absatzmärkte. Trotz dieser Widrigkeiten erwarten wir auch zukünftig keinen scharfen Einbruch des globalen Wachstums und schon gar keine Rezession. In einer globalisierten Welt bestehen ausreichend Optimierungs- und Ausweichmöglichkeiten.

Die wirtschaftlichen Aussichten für die USA und Europa sind derzeit gegenläufig. In der grössten Volkswirtschaft wird das Wachstum durch zollbedingte Handelsbarrieren und anhaltend hohe Zinsen gebremst. Nach drei Zinsschritten im letzten Jahr pausiert die US-Notenbank seit Dezember ihren Lockerungspfad. Gleichzeitig nehmen die Stagflationssorgen zu, da sich das Wachstum abkühlt, während die Inflation hoch bleibt oder gar wieder steigt. In Europa hingegen sorgen fiskal- und geldpolitische Impulse für eine positivere Perspektive. Umfangreiche Investitionsprogramme für Infrastruktur und Rüstung dürften die Wirtschaft über Jahre hinweg stützen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zudem frühzeitig mit Zinssenkungen begonnen, sodass das Finanzierungsumfeld im Euroraum derzeit deutlich attraktiver ist als in den USA.

Trotz höherer US-Zölle sollte es auch der Schweizer Wirtschaft gelingen, eine Rezession zu vermeiden. Nur wenige Exporte sind direkt von den Einfuhrgebühren betroffen, zumindest solange Pharmaprodukte davon ausgenommen bleiben. Gleichwohl gilt es, mögliche Zweitrundeneffekte im Blick zu behalten, etwa wenn wichtige Absatzmärkte aufgrund schwächeren globalen Wachstums an Dynamik verlieren oder Produktionsverlagerungen ins Ausland vorgenommen werden, um Zölle zu umgehen. Hinzu kommt der anhaltend starke Franken, der die hiesigen Unternehmen seit Jahren zwingt, ihre Effizienz stetig zu steigern.

Obligationenmärkte

Die Entwicklung der einzelnen Obligationenmärkte fällt weiterhin heterogen aus. Während in den USA sinkende Renditen die Preise für festverzinsliche Anlagen stützen, bleiben sie in anderen Regionen wie Europa oder Japan unter Druck. Auffällig war letzte Woche der Anstieg der Kreditrisikoprämien für langlaufende Anleihen Frankreichs, Grossbritanniens und Japans. Allen drei Ländern ist gemeinsam, dass sie stark verschuldet sind und das Staatsdefizit weiter ausweiten dürften. Gläubiger verlangen zunehmend eine höhere Risikoentschädigung, um diesen Staaten langfristig Kapital zu überlassen. Teilweise ist das Renditeniveau für langlaufende Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit Beginn des Jahrtausends gestiegen.

Die US-Notenbank scheint in ihrer Priorisierung von Preisstabilität und Vollbeschäftigung eine Verschiebung zugunsten des Arbeitsmarkts vorgenommen zu haben. FED-Chef Jerome Powell hat dies am jährlichen Notenbank-Symposium in Jackson Hole deutlich signalisiert. Ausschlaggebend ist offenbar, dass sich der Aufwärtsdruck bei der Inflation trotz der Zölle bisher in Grenzen hält, während der Arbeitsmarkt zusehends schwächelt. Skeptiker befürchten, dass die amerikanische Notenbank zu lange gewartet hat und die wirtschaftliche Abkühlung bereits weit fortgeschritten ist. Die geldpolitische Steuerung bleibt in den USA somit eine herausfordernde Gratwanderung. 

Im Gegensatz zum FED hat die EZB ihren Leitzins bereits vom Höchststand deutlich reduziert. Dieser liegt mittlerweile nahe am neutralen Niveau, weshalb die Märkte nicht mehr von weiteren Zinssenkungen ausgehen. In einer ähnlichen Lage befindet sich die Schweizerische Nationalbank (SNB). In der Schweiz verharrt die Inflation im leicht positiven Bereich, und der Aufwärtsdruck beim Franken ist insbesondere gegenüber dem Euro überschaubar. Die japanische Notenbank hingegen kämpft mit erhöhten Inflationsraten und dürfte ihre Geldpolitik schon bald weiter straffen.

grafik performance obligationen

Performance August 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Vor allem der amerikanische Aktienmarkt hat seine Rekordjagd in den letzten Wochen fortgesetzt. Getragen wurde die Rally von einer erfreulichen Gewinnentwicklung der Unternehmen sowie den Aussichten auf eine lockerere US-Geldpolitik. Mit Nvidia hat jüngst das letzte massgebende US-Unternehmen seinen Quartalsbericht präsentiert. Dieser wird jeweils mit grosser Spannung erwartet, da das Unternehmen als Gradmesser im wachstumsträchtigen Segment der künstlichen Intelligenz gilt. Die hohen Erwartungen wurden erfüllt, allerdings brachte der Ausblick eine leichte Enttäuschung, was vorübergehend zu Gewinnmitnahmen führte. Damit endet in den USA eine insgesamt sehr erfreuliche Berichtssaison: Über 80% der Unternehmen konnten die Erwartungen übertreffen. Das bildet ein solides Fundament für die eher hoch bewerteten Aktienmärkte.

Die Kursentwicklung der internationalen Aktienmärkte bleibt jedoch eine äusserst volatile Angelegenheit. Nachdem die Mehrheit der Unternehmen ihre Zweitquartalsergebnisse präsentiert hat, rücken als Kurstreiber wieder vermehrt makroökonomische und politische Faktoren in den Vordergrund. Vor allem die Aussicht auf sinkende US-Zinsen beflügelt momentan die Märkte. Tiefere Zinsen wirken nicht nur direkt über tiefere Finanzierungskosten und einen höheren Wert der abgezinsten künftigen Erträge. Auch indirekt steigt dadurch die Attraktivität von Aktien gegenüber Obligationen, da sich ihre Risikoprämie erhöht.

grafik performance aktien

Performance August 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Die erwarteten Zinssenkungen in den USA könnten den US-Dollar weiter schwächen. Eine Lockerung der Geldpolitik reduziert die Zinsdifferenz zu anderen Währungen und schmälert damit die Attraktivität des Greenbacks. Zudem ist das Vertrauen in die amerikanische Währung durch den anhaltenden politischen Druck auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank zusätzlich belastet. Aus wirtschaftlicher Sicht profitieren die USA sogar von einer schwächeren Heimwährung, da Unternehmen mit hohem Exportanteil ihre Güter und Dienstleistungen günstiger anbieten können. Entsprechend hat auch die Politik wenig Interesse, der Dollarschwäche aktiv entgegenzutreten.

Der Euro zeigt sich gegenüber dem Schweizer Franken derzeit stabil – angesichts der Regierungs- und Schuldenkrise in Frankreich keine Selbstverständlichkeit. Die SNB wird den ausgeglichenen Wechselkurs zum wichtigsten Handelspartner wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Damit sinkt der Druck, gegen eine mögliche Frankenstärke intervenieren zu müssen. In der jüngeren Vergangenheit standen dagegen die Währungen Japans und Grossbritanniens stärker unter politischem Druck. Die Kombination aus hohen Staatsschulden und Zweifeln an der fiskalischen Disziplin hat die Skepsis der Anlegerinnen und Anleger gegenüber Yen und Pfund verstärkt.

grafik performance devisen

Performance August 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Der Goldpreis hat jüngst einen neuen Schub verzeichnet und ist aus seiner seit April andauernden Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Aussichten auf sinkende US-Zinsen. Die wachsende Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung der US-Notenbank reduziert die Opportunitätskosten von Gold. Gemeint ist, dass das Edelmetall keine Ausschüttungen bietet und daher immer dann an Attraktivität gegenüber anderen Anlageklassen gewinnt, wenn deren Erträge sinken. Zusätzlichen Rückenwind verleihen dem Goldpreis die anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten sowie die damit verbundene Nachfrage nach sicheren Häfen.

Weiterhin erfreulich entwickeln sich die indirekten Schweizer Immobilienanlagen. Der Index für kotierte Schweizer Immobilienfonds hat einen neuen Rekordstand erreicht. Die Treiber bleiben unverändert ein vorteilhaftes Zinsumfeld und ein anhaltender Nachfrageüberhang nach Wohnraum. Auch die jüngste Senkung des Referenzzinssatzes für Bestandsmieten dürfte an den positiven Aussichten wenig ändern, da höhere Kosten den tieferen Mieten gegenübergestellt werden können. Die Kehrseite der Preisentwicklung ist allerdings ein deutlicher Bewertungsanstieg. Das durchschnittliche Agio von rund 37% liegt klar über dem historischen Mittelwert. Der Nachfrageüberhang und das tiefe Zinsniveau rechtfertigen jedoch eine gewisse Abweichung. Sie spiegeln die Aufwertungserwartungen der Anlegerinnen und Anleger wider.

grafik performance übrige anlagen

Performance August 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Unsere Einschätzung der Finanzmärkte hat sich in den letzten Wochen nicht wesentlich verändert. Wir rechnen angesichts der Vielzahl an Risikofaktoren weiterhin mit einem volatilen Kursverlauf – insbesondere an den Aktienmärkten. Ein Hauptaugenmerk gilt es, neben der weiteren Wirtschaftsentwicklung, auch auf das politische Geschehen zu legen. Zur Abwechslung betrifft dies nicht in erster Linie die USA, sondern die Regierungskrise in Frankreich und, in abgeschwächter Form, in Japan. Beides sind gewichtige Volkswirtschaften und haben eine gewisse Signalwirkung, wie Investorinnen und Investoren zukünftig mit hochverschuldeten Staaten umgehen werden. Hinzu kommt die Unsicherheit über die geldpolitische Ausrichtung, insbesondere in den USA, wo das Risiko einer Stagflation nicht unterschätzt werden darf. Für Anlegerinnen und Anleger gilt daher weiterhin: Breit diversifiziert investieren und die Risiken nicht nur an den Aktienmärkten, sondern auch bei der Schuldnerauswahl im Obligationenbereich sorgfältig abwägen. 

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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