17. Oktober 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 14.10.2025

Marktumfeld

Im September des vergangenen Jahres leitete die US-amerikanische Notenbank (Fed) den Zinssenkungszyklus mit einer überdurchschnittlichen Reduktion um 0,5 Prozent ein. Wie auch bei der aktuellen Zinssenkung im September 2025 stand damals die Unterstützung des Arbeitsmarktes klar im Mittelpunkt der geldpolitischen Entscheidung. Es war die erste Zinssenkung im Jahr 2025. Der Leitzins liegt nun in der Zinsspanne von 4% bis 4,25%. Ein direkter Verweis auf den politischen Druck seitens des amerikanischen Präsidenten wurde vermieden. Die Fed befindet sich weiterhin in einem Dilemma zwischen der sich verschlechternden Lage am Arbeitsmarkt und dem Risiko eines erneuten Inflationsschubs. Jedoch könnte zukünftig der etwas schwächere Arbeitsmarkt die Konsumlust der Amerikanerinnen und Amerikaner etwas einschränken, was das Inflationsrisiko begrenzen könnte. Derzeit bestehen auch keine Anzeichen für eine Rezession, weshalb wir weiterhin von einer stabilen Wirtschaftslage ausgehen. Da sich beide Kammern des US-Kongresses bis Ende September weder auf ein endgültiges Budget noch auf einen Übergangshaushalt einigen konnten, trat eine Haushaltsperre in Kraft. In der Folge wurden nicht-essenzielle Behörden geschlossen und Hunderttausende Beschäftigte vorläufig beurlaubt. Ausgerechnet die Veröffentlichung der offiziellen US-Arbeitsmarktdaten wird aufgrund des Shutdowns bis auf Weiteres ausgesetzt – ein unglücklicher Zeitpunkt, gilt die Statistik doch als zentraler Indikator für die konjunkturelle Lage und die geldpolitische Ausrichtung der Fed. Die Marktteilnehmenden zeigen sich bislang unbeeindruckt vom US-Shutdown, da die Auswirkungen vergleichbarer Situationen in der Vergangenheit meist gering ausfielen. Die Europäische Notenbank (EZB) hat in ihrem Septembermeeting erwartungsgemäss die Leitzinsen unverändert belassen. Damit signalisiert sie, dass der Zinssenkungszyklus ohne unerwartete Entwicklungen vorerst beendet sein könnte. Frankreich durchlebt derzeit eine politisch aussergewöhnlich volatile Phase. Erst Anfang September ernannte Präsident Emmanuel Macron den bisherigen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister. Doch schon Anfang Oktober trat dieser überraschend zurück, um kurz darauf die Position erneut zu übernehmen. Lecornu ist damit bereits der fünfte Regierungschef innerhalb von weniger als zwei Jahren, was die politische Instabilität im Zentrum des Landes deutlich unterstreicht. Die Turbulenzen sorgen bei den Marktteilnehmenden für erhebliche Verunsicherung. Die Folge: Eine verschärfte Risikobewertung, die zunehmend Druck auf die Kreditwürdigkeit Frankreichs ausübt. Wie das hoch verschuldete Land diese Herausforderung bewältigen will, bleibt bislang offen. Die geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sorgte gegen Ende September für deutlich weniger Spannung als die Zinsentscheide anderer Notenbanken in den Wochen zuvor, die wesentlich stärker im Fokus standen. Wie erwartet beliess die SNB den Leitzins unverändert bei 0 Prozent. Im September kamen neben den bereits erwähnten Zentralbanken auch alle weiteren massgeblichen Notenbanken zu ihren geldpolitischen Sitzungen zusammen.

Obligationenmärkte

Der September stand ganz im Zeichen der Geldpolitik. Die Schweizerische Nationalbank beliess ihren Leitzinssatz unverändert bei 0 Prozent – es ist das erste Mal seit März 2024 und dem damaligen zyklischen Höchststand von 1,75%, dass sie diesen nicht weiter senkt. Die geldpolitische Lagebeurteilung zeichnete ein trübes Bild der Schweizer Wirtschaftsentwicklung, die durch die anhaltende Zollproblematik mit den USA negativ beeinflusst wird. Der heimische Obligationenmarkt entwickelte sich in einer von globaler Unsicherheit geprägten Lage positiv, was hauptsächlich auf steigende Kurse von qualitativ einwandfreien Anleihen mit langen Laufzeiten zurückzuführen ist. In Lokalwährung konnten sich ebenfalls die nordamerikanischen Anleihemärkte positiv in Szene setzen. Die Preise von in Kanada-Dollar denominierten Anleihen profitierten von einem deutlich eingetrübten kanadischen BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2025 und einer unter Erwarten ausgefallenen Teuerungsrate. Dies veranlasste die kanadische Notenbank dazu, ihren Leitzins um 0,25% auf ein Niveau von 2,50% zu reduzieren, was gleichzeitig die Renditen unter Druck brachte und so den Obligationenkursen starken Auftrieb verlieh. In den USA fielen die Arbeitsmarktdaten enttäuschend aus, und auch die nachträglich publizierten Abwärtsrevisionen der neugeschaffenen Stellen fiel deutlich schlechter aus als ursprünglich angenommen. Das US Federal Reserve sah sich in der Folge gezwungen, dem sich eintrübenden Umfeld Rechnung zu tragen und den Leitzins vorderhand um 0,25% herabzusetzen.

Die US-Dollar-Anleihen waren entsprechend gefragt und die Kurse verteuerten sich über sämtliche Laufzeitenbänder hinweg. Der Markt steht dem rasant ansteigenden Schuldenstand der USA jedoch weiterhin skeptisch gegenüber, wenngleich sich die dreissigjährigen US-Staatsanleiherenditen von ihren Höchstständen entfernt haben. Derweil gestaltet sich die geldpolitische Lage in der Eurozone neutraler. Die EZB beliess ihren Leitzins an ihrer Ratssitzung im September unverändert und erwartet vorerst keine grossen Verschiebungen. Die Inflationsprognose sieht die Teuerungsrate für die nächsten zwei Jahre um das Preisstabilitätsziel von 2%. Mit Sébastien Lecornu wurde am 9. September ein neuer Premierminister durch den französischen Präsidenten Emmanuel Macron eingesetzt. Jedoch wehte auch ihm von Anfang an ein eisiger Wind entgegen, das Parlament zeigt sich nach wie vor nicht willig, auf einen Kompromiss zur dringend benötigten Staatshaushaltssanierung einzugehen. Folgerichtig bewegen sich die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen auf deutlich erhöhten Niveaus. Mit einer erhöhten Inflation hat nach wie vor das Vereinigte Königreich zu kämpfen, weshalb die Bank of England ihren Leitzins vorerst nicht weiter senkte. Eine Entspannung des Preisanstiegs ist für dieses Jahr nicht absehbar, da auch die Nominallöhne in einem ähnlichen Tempo steigen.

grafik performance obligationen

Performance September 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Historisch betrachtet profitierten die Aktienmärkte stets von sinkenden Zinsen – vorausgesetzt die Wirtschaft befindet sich nicht in einer Rezession, was derzeit nicht der Fall ist. Kaum haben die letzten Unternehmen ihre Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt, beginnt bereits die Berichtssaison für das dritte Quartal.

Im Fokus der Analystinnen und Analysten steht dabei insbesondere die Frage, inwieweit sich die jüngst erhöhten Zölle auf Umsatz und Ertrag ausgewirkt haben. Die kurzfristig von US-Präsident Trump zum 1. Oktober angekündigten 100-Prozent-Zölle auf Pharmaprodukte wurden nicht umgesetzt. Stattdessen verhandelt nun die Regierung mit einzelnen Unternehmen über Preissenkungen und die Verlagerung von Produktionskapazitäten in die USA. An den Märkten bleibt der Optimismus in bestimmten Sektoren, insbesondere bei technologiegetriebenen KI-Unternehmen, weiterhin hoch. Wie sich der anhaltende US-Shutdown auf die Stimmung der Aktionärinnen und Aktionäre auswirken wird, ist noch ungewiss. Sollte die Haushaltssperre jedoch länger andauern, dürfte das Risiko wachsender Verunsicherung steigen und sich tendenziell negativ auf das Marktumfeld auswirken. Kürzlich sorgte zudem die Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China für Verunsicherung an den Aktienmärkten. Auf die neuen Exportkontrollen Chinas für Seltene Erden reagierte US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung zusätzlicher Zölle in Höhe von 100%, welche jedoch vorderhand noch ausgesetzt sind.

grafik performance aktien

Performance September 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Der Franken bleibt zwar stark, doch das Tempo seiner Aufwertung hat sich deutlich verlangsamt. Gegenüber dem US-Dollar bewegt sich der Wechselkurs seit Mitte des Jahres weitgehend seitwärts.

Real betrachtet, also inflationsbereinigt, hat der Franken im Beobachtungszeitraum sogar leicht an Wert verloren. Aus Sicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) besteht damit aktuell kein akuter Handlungsbedarf, den Leitzins weiter zu senken oder am Devisenmarkt zu intervenieren.

Mittelfristig könnte aber der US-Dollar infolge der eintrübenden Konjunkturaussichten, der drückend hohen US-Staatsverschuldung sowie der anhaltend über dem Zielwert liegenden Inflationsrate weiter unter Druck geraten. Der Euro hingegen könnte von positiveren Konjunkturaussichten, einer stabilen Zinserwartung sowie abnehmenden Zollunsicherheiten profitieren. Eine stärkere Aufwertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken wird jedoch vor allem durch politischen Druck – insbesondere aus Frankreich – gebremst.

grafik performance devisen

Performance September 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Innerhalb der ergänzenden Anlageklassen glänzt vor allem Gold unvermindert weiter. Das gelbe Edelmetall profitiert vom Zinsentscheid der US-Notenbank und hat einen neuen Rekordwert erreicht. Der Preisanstieg hat dazu geführt, dass der 1-Kilogramm-Goldbarren zum ersten Mal in der Geschichte mehr als CHF 100 000.– kostet. Sinkende Renditen reduzieren die Opportunitätskosten für das Halten von Gold und steigern dadurch die Nachfrage zusätzlich. Zudem neigt der US-Dollar immer noch zur Schwäche, was für ausländische Käuferinnen und Käufer die Erwerbskosten reduziert. Neben der geopolitischen Unsicherheit sind insbesondere Zentralbanken als bedeutende Käufer aktiv. Diese diversifizieren seit einiger Zeit verstärkt ihre Währungsreserven zugunsten von Gold. Zusammen mit den defensiven Eigenschaften des Edelmetalls bilden diese Faktoren derzeit eine solide Grundlage für weitere Preissteigerungen. Die Ankündigung der Opec+-Öl-Produzenten, ab November erneut ihre Förderquoten zu erhöhen, kam für die Marktteilnehmenden wenig überraschend. Die Entscheidung folgt dem Prinzip behutsamer Erhöhungsschritte im Anschluss an frühere Produktionskürzungen. Ob der Zeitpunkt angesichts des nachlassenden Wirtschaftswachstums optimal gewählt ist, bleibt jedoch abzuwarten.

grafik performance übrige anlagen

Performance September 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Unsere Einschätzung der Finanzmärkte hat sich grundsätzlich nicht wesentlich verändert. Wir rechnen weiterhin mit volatilen Kursverläufen. Neben der abnehmenden Wirtschaftsdynamik rücken vermehrt die politischen Herausforderungen verschiedener Länder in den Mittelpunkt. Davon abgeleitet stehen insbesondere die hohen Staatsschulden dieser Länder im Fokus. Angesichts der komplexen Gemengelage empfiehlt sich für Anlegerinnen und Anleger eine breit diversifizierte Anlagestrategie. Dabei ist es wichtig, die Risiken nicht nur an den Aktienmärkten, sondern auch bei der Auswahl von Schuldnern im Obligationenbereich sorgfältig zu prüfen.

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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