14. November 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 11.11.2025

Marktumfeld

Eigentlich hätten die Anlegerinnen und Anleger im Oktober diverse Gründe gehabt, dem Markt skeptisch gegenüberzustehen. Dazu gehören die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten, der US-Handelsstreit mit China, der amerikanische Regierungsstillstand sowie die zunehmenden Bedenken über die hohe Bewertung einzelner Marktsegmente. Hinzu kam im Verlauf des Monats eine gewisse Zurückhaltung der US-Notenbank gegenüber weiteren Zinssenkungen. Doch die Märkte sahen in erster Linie das halbvolle Glas und hielten an ihrer positiven Sichtweise fest. Hauptsächlich die soliden Quartalsergebnisse der Unternehmen sorgten für anhaltenden Rückenwind an den Börsen.

Aus politischer Perspektive stand das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Amtsinhaber Xi Jinping im Vordergrund. Die Wogen im aktuellen Handelsstreit konnten so weit geglättet werden, dass beide Parteien künftig gewisse Lockerungsmassnahmen ihrer Handelsbeschränkungen vornehmen und damit eine weitere Eskalation vermeiden wollen. Vom Zustand der Handelsbeziehungen, wie er sich vor dem selbsternannten «Befreiungstag» Anfang April darstellte, sind die beiden grössten Volkswirtschaften allerdings weiterhin ein erhebliches Stück entfernt.

Mit dem sich nun abzeichnenden Ende des Regierungsstillstands könnte nach sechs Wochen ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor wegfallen. Allerdings könnten die hoffentlich bald wieder veröffentlichten Daten zur Konjunktur, zum Arbeitsmarkt und zur Inflation – der Shutdown hatte unter anderem die Statistikbehörde lahmgelegt – für ein gewisses Überraschungspotenzial sorgen. Besonders der Arbeitsmarkt steht diesbezüglich im Fokus der Beobachter, da die US-Notenbank ihre Geldpolitik derzeit hauptsächlich an dessen Entwicklung ausrichtet. Eine schwächere Leseart würde die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinslockerungen erhöhen.

Während in den USA die wenigen verfügbaren Indikatoren auf eine zunehmende Abschwächung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes hindeuten, vermitteln die Wirtschaftsdaten in Europa ein gemischtes Bild. Der für die zweite Jahreshälfte erwartete Aufschwung bleibt  weiterhin aus, was in erster Linie mit der Wachstumsschwäche in Deutschland zusammenhängt. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Wirtschaft allmählich wieder Fahrt aufnimmt, wenn auch mit bescheidenem Tempo. Das wären auch gute Nachrichten für die Schweiz, da die Exporteure die negativen Folgen der hohen US-Zölle zunehmend spüren.

In China wurde der neue Fünfjahresplan der Regierung vorgestellt. Dieser fokussiert sich hauptsächlich auf die Angebotsseite, was eine gewisse Enttäuschung auslöste. Schliesslich ist es vor allem der Privatkonsum, der seit Jahren schwächelt und eine sinkende Abhängigkeit vom Export verhindert. Überkapazitäten und anhaltender deflationärer Druck sind die Folge. Zukünftig wird die zweitgrösste Volkswirtschaft voraussichtlich bescheidener wachsen als in den vergangenen Jahren. Bereits 2025 dürfte das Wachstumsziel von 5 % mit grosser Wahrscheinlichkeit verfehlt werden.

Obligationenmärkte

Die Preise an den internationalen Obligationenmärkten tendieren weiterhin innerhalb gewisser Bandbreiten seitwärts. Gegenläufige Faktoren lassen derzeit keinen klaren Trend zu. Die insgesamt verhaltene Inflations- und Konjunkturentwicklung sorgt für sinkende Renditen und spiegelbildlich steigende Anleihenkurse. Gegenteilig wirkt hingegen die jüngst geäusserte Zurückhaltung der US-Notenbank gegenüber weiteren Zinsschritten. Zwar hat das Fed an seinem Oktober-Meeting wie erwartet den Leitzins erneut gesenkt, doch die von den Märkten fest eingeplante Zinsreduktion im Dezember wurde von den Verantwortlichen deutlich relativiert, was für eine gewisse Verunsicherung sorgte.

Dies hängt unter anderem mit den infolge des Regierungsstillstands fehlenden Konjunkturdaten zusammen. Vor allem der bislang nur marginale Einfluss der Zölle könnte aufgrund auslaufender Vorzieheffekte, etwa durch den Abbau erhöhter Lagerbestände, zunehmen. Der Zielkonflikt zwischen Inflationsbekämpfung und der Sicherstellung einer Vollbeschäftigung würde sich in diesem Fall für die US-Notenbank verschärfen. In den letzten Monaten haben sich die beiden Hauptzielsetzungen zunehmend gegensätzlich entwickelt und die Fed in ein nahezu unlösbares Dilemma gebracht.

Auch andere Notenbanken, unter anderem in der Eurozone, in Japan und in Grossbritannien, tagten in den vergangenen Wochen und liessen ihre Geldpolitik erwartungsgemäss unverändert. Für die nähere Zukunft ist in Grossbritannien eine Zinssenkung allerdings sehr wahrscheinlich, während die Europäische Zentralbank ihre Zinspause voraussichtlich fortsetzen wird. Im Fall der Bank of Japan wird hingegen eine straffere Geldpolitik erwartet, da das Land bisher nur zögerlich auf die nach Covid gestiegene Inflation reagiert hat.

grafik performance obligationen

Performance Oktober 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte präsentierten sich einmal mehr krisenresistent und konnten ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Bedenken hinsichtlich der hohen Bewertung einzelner Marktsegmente führten zwar zwischenzeitlich zu Gewinnmitnahmen, doch wie schon in früheren Phasen wurden die tieferen Kurse rasch für Zukäufe genutzt. Vor allem der erfreuliche Verlauf der Berichtssaison hat die jüngsten Kurssteigerungen unterstützt.

Allen Widrigkeiten und Zöllen zum Trotz gelingt es den Unternehmen, ihre Margen zu verteidigen, sei es durch Preiserhöhungen oder Kostensenkungen. In den USA konnten über 80 % der Unternehmen, angeführt von den Sektoren Technologie und Finanzen, die Erwartungen übertreffen; in Europa war es gut die Hälfte. Auffällig war, dass die Kursreaktionen auf positive Überraschungen eher verhalten ausfielen, während Enttäuschungen übermässige Verkäufe und damit deutliche Kursrückgänge auslösten. Die Analysten nahmen die insgesamt soliden Ergebnisse zum Anlass, ihre Schätzungen für die kommenden Quartale nach oben anzupassen.

Besonders im Fokus standen die sogenannten «Glorreichen Sieben» (Mag 7). Die Erwartungen der Analysten und Marktteilnehmenden waren im Vorfeld entsprechend hoch. Einige Unternehmen, wie Meta und Microsoft, konnten diese nicht erfüllen und wurden mit teils deutlichen Kursabschlägen abgestraft. Andere wie Apple, Alphabet und Amazon überzeugten mit ihren Resultaten und legten entsprechend zu. Noch ausstehend ist das Ergebnis von Nvidia, dem gemessen an der Marktkapitalisierung grössten Unternehmen der Welt. Mit seiner starken Einbindung in die KI-Wertschöpfungskette ist sein Geschäftsverlauf ein gewichtiger Gradmesser bezüglich des KI-Hypes. Ob es sich beim ganzen Thema der Künstlichen Intelligenz um eine Blase handelt oder sich die hohen Investitionen künftig in steigenden Gewinnen niederschlagen, bleibt auch nach den vergangenen Wochen offen.

grafik performance aktien

Performance Oktober 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Der US-Dollar konnte sich zuletzt gegenüber den meisten anderen Währungen, auch gegenüber dem Franken, leicht aufwerten. Ausschlaggebend dafür war die Zurückhaltung der US-Notenbank in Bezug auf weitere Zinssenkungen. Damit bleibt die Zinsdifferenz zu anderen Währungsräumen vorerst bestehen. Allerdings könnten eine weitere Abschwächung der Wirtschaft, eine wachsende Skepsis gegenüber den USA oder zusätzliche Zinssenkungen der US-Notenbank den Druck auf den Greenback rasch wieder erhöhen. Stabil zeigt sich weiterhin der Euro zum Franken, eine Entwicklung, die die Schweizer Exportindustrie wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Auch die Schweizerische Nationalbank dürfte darüber erfreut sein, da trotz des schwächeren US-Dollars kein zusätzlicher Druck entsteht, mit Negativzinsen einer Frankenaufwertung entgegenzuwirken.

grafik performance devisen

Performance Oktober 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Der Goldpreis korrigierte vor einigen Wochen überraschend deutlich. Es handelte sich um den grössten Tagesverlust seit Jahrzehnten. Offenbar waren viele Anlegerinnen und Anleger auf dem zuvor erreichten Rekordniveau zunehmend bereit, Gewinne mitzunehmen. Verstärkt wurde der Rückgang durch einen leicht stärkeren US-Dollar, die wachsende Skepsis gegenüber weiteren Zinssenkungen in den USA sowie durch die Ankündigung Chinas, eine Steuervergünstigung für Goldkäufe abzuschaffen. An der langfristig positiven Einschätzung für das gelbe Metall hat sich dadurch jedoch nichts geändert.

Auch der Index für kotierte Schweizer Immobilienfonds erreichte im Oktober einen neuen Höchststand. Die Nachfrage von Investorenseite bleibt hoch, zumal die Renditeerwartungen bei Frankenanleihen weiterhin bescheiden sind. Mit rund 2,5 % bieten indirekte Immobilienanlagen derzeit eine deutlich höhere Ausschüttung als Obligationen erstklassiger Schuldner in Schweizer Franken. Zahlreiche Fonds nutzen die guten Marktbedingungen und die anhaltende Nachfrage für Kapitalerhöhungen, die vom Markt bislang problemlos absorbiert wurden. Befürchtete Verwässerungseffekte blieben aus. Aufgrund der Zinssituation und des anhaltenden Nachfrageüberhangs am Realmarkt bleiben wir für Schweizer Immobilienfonds weiterhin positiv gestimmt.

grafik performance übrige anlagen

Performance Oktober 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Wir sehen derzeit zwei Blickwinkel auf die Finanzmärkte. Einerseits freuen wir uns über die positive Entwicklung und möchten mit unserer ausgewogenen Struktur weiterhin daran partizipieren. Andererseits wächst bei uns die Skepsis gegenüber der Sorglosigkeit, mit der die Börsen aktuell mit den verschiedenen Risikofaktoren umgehen. Dazu zählen die zunehmenden Abschwächungstendenzen der US-Wirtschaft, die teilweise überzogenen Erwartungen an die Geschäftsmodelle einzelner KI-Unternehmen sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen. Trotzdem können sich langfristig orientierte Investorinnen und Investoren derzeit kaum leisten, dem Markt fernzubleiben. Umso wichtiger bleibt eine breite Diversifikation der Anlagen, bei der risikoreichere Segmente wie Aktien die Ertragschancen wahren, während defensivere Anlageklassen wie Anleihen oder Gold als Rückversicherung bei steigender Marktnervosität dienen.

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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