12. Dezember 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 9.12.2025

Marktumfeld

Das Marktumfeld war in den vergangenen Wochen von Unsicherheiten über den nächsten geldpolitischen Schritt der US-Notenbank sowie von Bewertungssorgen rund um die führenden Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) geprägt. Beide Themen wirkten abwechselnd stimulierend und bremsend, was insbesondere an den Aktienmärkten für einen volatilen Kursverlauf sorgte. Nach dem Abschluss einer äusserst erfolgreichen Berichtssaison schien den Marktteilnehmenden der nächste Katalysator für weiter steigende Kurse zu fehlen, was eine gewisse Orientierungslosigkeit zur Folge hatte.

Die wirtschaftlichen Sorgen um die USA haben sich zuletzt nicht verringert. Zwar fehlen aufgrund des Regierungsstillstands weiterhin verlässliche Konjunkturdaten, doch deutet bereits jetzt vieles auf eine nachlassende Wachstumsdynamik und einen schwächeren Arbeitsmarkt hin. Das erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit einer weiteren geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank, doch gleichzeitig belastet eine sinkende Arbeitsplatzsicherheit in Kombination mit höheren Inflationsraten die Konsumfreude der amerikanischen Haushalte. Das stetig abnehmende Konsumentenvertrauen zeugt davon. Angesichts der hohen Bedeutung des Privatkonsums für das US-BIP und des gerade begonnenen Weihnachtsgeschäfts stellt dies ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die amerikanische Wirtschaft dar.

Trotz vieler Vorschusslorbeeren hat es die europäische Wirtschaft bislang nicht geschafft, auf einen nachhaltigen Expansionspfad zurückzufinden. Zwar verzeichnen Länder wie Spanien, Portugal oder Griechenland solide Wachstumsraten, doch die grossen Kernländer Deutschland und Frankreich schwächeln weiterhin. Eigentlich sollten auch sie von tieferen Zinsen, moderaten Inflationsraten und steigenden Fiskalausgaben profitieren. Doch politische und strukturelle Herausforderungen sowie die Schwäche zentraler Handelspartner wie China bremsen eine rasche Erholung.

Gemäss den jüngsten BIP-Daten hat die Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal an Schwung verloren. Verantwortlich dafür war jedoch weniger die zollgeplagte Industrie als vielmehr die chemisch-pharmazeutische Produktion. Ein übermässiger Lageraufbau zur Abfederung der negativen Zolleffekte hatte in den Vorquartalen zu einer erhöhten Produktion geführt, mit negativen Folgen für das Drittquartalswachstum. Der Privatkonsum bleibt hingegen robust und damit die wichtigste Stütze der einheimischen Wirtschaft. Angesichts des jüngsten Zoll-Deals wird für das vierte Quartal keine erneute Schrumpfung erwartet. Dennoch bleibt das Umfeld aufgrund der anhaltenden Schwäche wichtiger Absatzmärkte und des starken Frankens herausfordernd.

Obligationenmärkte

Der Kursverlauf an den internationalen Obligationenmärkten präsentiert sich weiterhin ungewohnt volatil. Ausgehend von den USA werden die Renditen für mittlere und vor allem lange Laufzeiten zunehmend von Inflations- und Verschuldungssorgen nach oben getrieben, während die Geldmarktsätze vom Handeln der Notenbanken abhängen und deshalb zumindest stabil bleiben. Der gegenläufige Trend führt zu steileren Zinskurven und damit zu höheren Laufzeitenprämien. Dass die Anlegerinnen und Anleger den steigenden staatlichen Verschuldungsraten nicht tatenlos zusehen, bekamen jüngst britische Staatsanleihen schmerzhaft zu spüren. Das Gerücht eines unausgeglichenen Budgetvorschlags sorgte für steigende Renditen und damit fallende Kurse bei britischen Gilts. Nach der Vorlage eines ausgewogeneren Haushaltsentwurfs hat sich die Situation jedoch wieder beruhigt.

Zum Jahresende werden verschiedene Notenbanken ihre letzten geldpolitischen Entscheide fällen. Insgesamt neigt sich der Zinssenkungszyklus in vielen Ländern dem Ende zu oder wurde bereits abgeschlossen, so etwa in der Eurozone und in der Schweiz. Auch in den USA wird für das kommende Jahr nur noch mit zwei weiteren Zinssenkungen gerechnet. Einzig die Bank of Japan dürfte aufgrund erhöhter Inflationswerte weitere Erhöhungen des Referenzzinssatzes vornehmen. Dabei wird sie allerdings äusserst vorsichtig vorgehen, denn bereits die unerwartete Straffung im Sommer 2024 hatte erhebliche Marktturbulenzen ausgelöst.

In der Schweiz ist die Teuerung entgegen den Prognosen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wieder auf 0 % gesunken. Dennoch erachten wir die Gefahr einer Rückkehr zu Negativzinsen als gering. Aus Währungssicht präsentiert sich der Wechselkurs zum Euro seit Jahresbeginn stabil, was eine proaktive Intervention der SNB unnötig macht. Selbst gegenüber dem US-Dollar hat die Frankenaufwertung seit Mitte des Jahres an Dynamik verloren. Zudem hat die SNB bereits früher signalisiert, dass sie vorübergehend auch eine leicht deflationäre Phase tolerieren würde.

grafik performance obligationen

Performance November 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte standen in den letzten Wochen vor allem unter dem Einfluss der geldpolitischen Ausrichtung der US-Notenbank. Dies erklärt auch, weshalb die Reaktionen auf die infolge des Regierungsstillstands nur verzögert eintreffenden Konjunkturdaten zunächst widersprüchlich ausfielen. Schwächere Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten führten jeweils zu steigenden Kursen, da sie die Wahrscheinlichkeit kommender Zinssenkungen erhöhen. Tiefere Zinsen wirken wiederum positiv auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen. Entscheidend für weiter steigende Kurse in einer solchen Phase ist jedoch, dass die Wirtschaft nicht in eine Rezession abrutscht, was derzeit nicht der Fall zu sein scheint.

Der zweite grosse Markttreiber der vergangenen Wochen war das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Immer mehr kritische Stimmen warnen vor überzogenen Erwartungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Erträge der aktuell hohen Investitionen. Das kommende Jahr dürfte in dieser Hinsicht zum entscheidenden Bewährungstest werden. Während 2025 ganz im Zeichen massiver Investitionen in die KI-Infrastruktur stand, wird 2026 vermehrt im Fokus stehen, ob sich diese Ausgaben tatsächlich in Effizienzgewinnen und einer nachhaltig verbesserten Ertragslage niederschlagen. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten die Vorbehalte gegenüber der derzeitigen Marktentwicklung zunehmen, und die hohe Bewertung einzelner Marktsegmente würde wohl vermehrt kritisch hinterfragt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat sich zuletzt im Vergleich zu anderen etablierten Börsen überdurchschnittlich entwickelt. Einerseits sorgten positive Studienergebnisse zu zwei Medikamenten von Roche für eine starke Kursentwicklung des Indexschwergewichts. Andererseits profitierte der heimische Markt von der Ankündigung tieferer US-Zölle. Damit kämpfen die Schweizer Exporteure künftig wieder mit gleich langen Spiessen um US-Marktanteile wie ihre europäischen Mitbewerber.

grafik performance aktien

Performance November 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken hat aus mehreren Gründen seit Mitte des Jahres spürbar nachgelassen. Einerseits hat die wirtschaftliche Dynamik der Schweiz seit dem sogenannten «Zollhammer» deutlich an Kraft verloren, was sich insbesondere im negativen Wachstum des dritten Quartals widerspiegelt. Andererseits war die Funktion des Frankens als sicherer Hafen in den vergangenen Monaten weniger gefragt. Vor allem gegenüber dem US-Dollar hat sich der Wechselkurs nach dem deutlichen Wertverlust in der ersten Jahreshälfte mittlerweile stabilisiert.

Trotzdem dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) wachsam bleiben. Der Zinsnachteil des Frankens gegenüber anderen Währungen, insbesondere dem US-Dollar, könnte sich kurzfristig durch geldpolitische Lockerungen weiter verringern, was die Attraktivität des Frankens indirekt erhöht. Da jedoch auch die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinssenkungszyklus voraussichtlich abgeschlossen hat, droht zumindest gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung keine unmittelbare Aufwertungsgefahr.

grafik performance devisen

Performance November 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Der Goldpreis hat sich nach einer vorübergehenden Schwächephase inzwischen wieder stabilisiert. Die treibenden Faktoren bleiben unverändert: eine anhaltend hohe Nachfrage seitens der Notenbanken und institutioneller Investoren, die Aussicht auf tiefere US-Zinsen sowie ein schwächerer US-Dollar. Im Sog der Goldpreis-Hausse haben sich auch andere Edelmetalle äusserst positiv entwickelt. Dazu zählen Silber, Platin und Palladium, deren Preise sich in diesem Jahr teilweise sogar mehr als verdoppelt haben. Im Unterschied zu Gold besitzen sie jedoch eine deutlich grössere industrielle Bedeutung und reagieren entsprechend stärker auf konjunkturelle Schwankungen. Ein Aspekt, der bei einem Engagement unbedingt berücksichtigt werden sollte.

grafik performance übrige anlagen

Performance November 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Angesichts der weitgehend unveränderten Ausgangslage halten wir eine leicht defensivere Ausrichtung der Anlagestrategie weiterhin für angebracht. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Anlegerinnen und Anleger einzelnen Entwicklungen zunehmend kritisch gegenüberstehen – etwa dem anhaltenden KI-Hype oder der wachsenden Staatsverschuldung. Gleichzeitig bleiben die Bewertungen, insbesondere bei Sachwerten wie Aktien und Immobilien, nach den Kursanstiegen der letzten Jahre anspruchsvoll.

Positiv zu werten ist, dass ein grosser Teil der handelspolitischen Unsicherheiten inzwischen überwunden scheint. Zudem dürfte der Inflationsdruck ausserhalb der USA weiter nachlassen, was die Finanzierungsbedingungen verbessert und die Investitionstätigkeit anregen dürfte. Entscheidend bleibt daher, mit einer breit diversifizierten Anlagestrategie die sich bietenden Chancen gezielt zu nutzen und gleichzeitig die bestehenden Risiken sorgfältig zu streuen. 

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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