14. Juni 2022 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Aargauer Konjunkturbarometer
Industrie-Indikatoren belasten
Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung sinkt um 1,7 % auf 94,5 Punkte. Damit tendiert der Barometer 5,5 % unter dem langfristigen Wachstumstrend von 100 Punkten. Beinahe alle Komponenten haben innert Monatsfrist verloren.
 

Globaler Abwärtstrend der Industrie hält an

Die vorlaufenden Daten aus der Industrie zeigen nach unten. Die entsprechende Subkomponente des Aargauer Konjunkturbarometers ist wieder so tief wie Mitte 2020. Der handelsgewichtete Einkaufsmanager-Index (PMI) für die Schweizer Industrie, welcher nur ausländische PMIs berücksichtigt, ist innert Monatsfrist nochmals um einen halben Prozentpunkt auf 53,8 Zähler gesunken. Immerhin liegt dieser Wert immer noch über der 50-Punkte-Marke, welche die Wachstumsschwelle der Industrieproduktion signalisiert.

Schweizer Industrie überdurchschnittlich robust

Das gilt erst recht für die Schweizer Industrie: Der procure.ch Purchasing Managers' Index (PMI) beträgt 60 Zähler und ist auf der Weltrangliste nach Qatar und Dänemark auf dem dritten Platz, vor den Niederlanden, Vereinigten Staaten und Kanada. Der aktuelle Industrie-PMI deutet gemäss procure.ch hierzulande weiterhin auf eine robuste Industriekonjunktur hin. Die Lieferkettenproblematik entspanne sich langsam. Bei den Einkaufspreissteigerungen würden die Rekordstände nicht mehr erreicht. «Der rege Personalaufbau weist auf einen Ausbau der Kapazitäten hin», heisst es im Bericht.

Good News von den Dienstleistungen

Gemäss procure.ch hat der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungssektor im Mai sogar wieder etwas an Schwung gewonnen. «Der Dienstleistungs-PMI hat den Taucher vom Vormonat beinahe wieder wettgemacht und notiert nahe den Werten vom Frühling, als die Aufhebung der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie den Sektor beflügelte.»

Exportdynamik lässt nach

Während sich die Exporte real, das heisst teuerungsbereinigt, bereits im März im Vergleich zum Vormonat zurückgebildet hatten (-8,0%), war der April ausgeglichen (-0,1%). Hingegen waren die Importe im April real um 3,8 % negativ (März: +1,4 %). Exporte von Maschinen und Elektronik legten zu. Regional waren die Exporte nach China und Hongkong rückläufig; ebenso die Importe aus der Euro-Zone. Die Jahresraten zeigen aktuell eine insgesamt klar nachlassende Dynamik, nachdem von November 2021 bis März 2022 die jährlichen Wachstumsraten jeweils zweistellig waren. 

Arbeitsmarkt reagiert auf Unsicherheiten

Die vor einem Monat festgestellte Trendumkehr am Arbeitsmarkt hat sich bestätigt: Im Aargau waren Anfang Juni 8% weniger Stellen ausgeschrieben als einen Monat zuvor. Schweizweit betrug das Minus 4,9%. Allerdings notieren die Stellenausschreibungen im Aargau und in der Schweiz immer noch weit über dem Vorjahresniveau (Aargau: +34,1%; Schweiz: +37,0%). 

Rezessions-Gespenst aufgetaucht

Der Aargauer Konjunkturbarometer misst regelmässig das Sentiment in den Medien. Seit März ist, in den von Aargauerinnen und Aargauern konsumierten Medien, wieder häufiger von Rezession die Rede. Letztmals wurden derart hohe Werte im September 2020 erreicht. Immerhin hat sich dieser seit März beobachtete neue Trend in den Monaten April und Mai nicht verschärft. Das gilt ebenso für die Gesamtschweiz: Die Lage hat sich seit März stabilisiert. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit wurden zudem im April in den Medien weniger thematisiert als in den Monaten zuvor, was auf einen tiefen Problemdruck hindeutet. Diese Subkomponente ist im Kanton Aargau sogar auf ein Allzeittief gesunken. Die entsprechenden Daten werden seit Januar 2005 erhoben. 

Swiss Index sinkt um 0,7 %

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark - der Swiss Index - verlor im Mai 0,7% und beträgt neu 92,3 Punkte. Der Swiss Index, bei welchem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell 7,7 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Das Momentum der beiden Indizes sollte mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten durch die offiziellen Wirtschaftsdaten reflektiert werden.

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

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