02. Oktober 2023 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 26.09.2023
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

Ist das Goldlöckchen-Szenario nun plötzlich am Ende? So könnte der seit einigen Wochen anhaltende Preisdruck an den Aktienmärkten gedeutet werden. Kurz zur Erinnerung: Vor allem die Aktienmärkte sind im laufenden Jahr stark davon ausgegangen, dass der Kampf der Notenbanken gegen die Inflation nur einen leichten wirtschaftlichen Schaden anrichten wird. Damit wäre die Gewinnentwicklung der Unternehmen nur marginal betroffen gewesen. Zunehmend erhöhen sich aber die Wachstums- und Inflationsrisiken. Zudem scheinen die Notenbanken trotz baldigem Ende ihrer Zinserhöhungskampagnen nicht gewillt, die Leitsätze nachfolgend rasch wieder zu reduzieren. Das Motto «höher für länger» setzt sich zunehmend in den Köpfen der Anlegerinnen und Anleger fest. Auch die Obligationenmärkte haben negativ auf die jüngste Entwicklung reagiert. Die wieder gestiegene Inflationserwartung und die fehlende Optik baldiger Zinsreduktionen haben zu steigenden Renditen und damit verbunden tieferen Anleihenspreisen geführt.

Aus der wirtschaftlichen Betrachtung überzeugen von den grossen Volkswirtschaften noch einzig die USA. Insbesondere der Privatkonsum präsentiert sich äussert solid. Die gute Arbeitsmarktsituation und damit verbunden steigende Löhne animieren die Amerikanerinnen und Amerikaner weiterhin zum Konsumieren. Aber auch in den USA erhöhen sich die wirtschaftlichen Wachstumsrisiken. So sind die teilweise staatlich subventionierten Ersparnisse aus der Corona-Zeit zunehmend aufgebraucht. Zusätzlich belastend wirken die für die USA untypischen Streiks in der Automobilindustrie sowie in Hollywood. Und die neuerliche Budgetdiskussion der amerikanischen Regierung sorgt aufgrund der drohenden Schliessung von Bundesbehörden ebenfalls für eine gewisse Verunsicherung an den Finanzmärkten. 

Weniger rosig sieht der Konjunkturausblick für Europa und China aus. Die europäischen Staaten sind gleich an mehreren Fronten gefordert. Die jüngst gestiegenen Preise für Energieträger rufen kurz vor der kälteren Jahreszeit Erinnerungen an das letzte Jahr hervor, wo eine drohende Energiemangellage für erhöhte Rezessionsängste sorgte. Dazu gesellen sich strukturelle Herausforderungen wie die Überalterung der Gesellschaft, der kostenintensive Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Energieversorgung und die starke Industrieabhängigkeit der Wirtschaft. Zudem spüren die europäischen Unternehmen die aktuelle Wachstumsschwäche Chinas, dem mittlerweile wichtigsten Handelspartner. Die zweitgrösste Volkswirtschaft kommt nach der pandemiebedingten Krise nur langsam in Fahrt, nicht zuletzt wegen anhaltender Probleme im für die Wirtschaft wichtigen Immobiliensektor. Verstärkte Stützungsmassnahmen der Regierung könnten hier zukünftig für eine gewisse Entlastung sorgen.

 
Obligationenmärkte

Die Zinsen sind für uns überraschend weiter gestiegen und haben für tiefere Obligationenpreise gesorgt. Die Sätze in den USA befinden sich mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise 2007. Ausschlaggebend war offensichtlich eine gestiegene Inflationserwartung sowie die Erkenntnis, dass die Zinsen gemäss den Notenbanken nicht so bald wieder gesenkt werden. Dazu trägt einerseits die hartnäckige Kernteuerung bei, welche sich in den letzten Wochen sogar leicht erhöht hat. Andererseits entwickelt sich die Wirtschaft immer noch robust, was im Umkehrschluss die Zinshüter zu einer zusätzlichen Straffung der Geldpolitik veranlassen könnte.

Im September stand eine umfassende Runde von gelpolitischen Entscheidungen an. Die Erwartungen der Marktteilnehmenden wurden mehr oder weniger erfüllt. Bis auf die Europäische Zentralbank EZB haben alle Institute auf einen weiteren Erhöhungsschritt verzichtet. Wenn man aus den verschiedenen Kommentaren der massgebenden Notenbanken zwei gemeinsame Hauptaussagen herausstreichen will, sind es Folgende: Erstens steht der Zinsgipfel kurz bevor, und zweitens werden die Zinsen nachfolgend für längere Zeit auf dem aktuellen Niveau verharren. Hintergrund ist die immer noch solide Konjunkturentwicklung, welche in Kombination mit den jüngst gestiegenen Rohstoffpreisen und dem anhaltend robusten Arbeitsmarkt die Inflationsbekämpfung verzögern. 

grafik performance obligationen

Performance September 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

 

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte verzeichneten im September die schwächste Monatsentwicklung seit März dieses Jahres. Man wäre geneigt, diesen Verlauf dem bekannten saisonalen Muster eines schwachen Septembers zuzuschreiben. Allerdings greift diese Erklärung zu kurz. Schuld an den tieferen Kursen waren in erster Linie die restriktiv anmutenden Aussagen der Notenbanken. Zudem steigen die wirtschaftlichen Wachstumsrisiken, was auf den Gewinnerwartungen der Unternehmen lastet. Von der bald anlaufenden Berichtssaison zu den Ergebnissen des dritten Quartals erhoffen sich die Investoren mehr Klarheit über die laufende und vor allem die kommende Gewinn- und Umsatzentwicklung. Mitte des Jahres hielten sich die Firmenbosse mit Einschätzungen zum zukünftigen Verlauf zurück, weil sich das wirtschaftliche Umfeld zu unsicher darstellte, um eine verlässliche Prognose abzugeben. Es wird interessant zu beobachten sein, ob sich dies nun ändern wird.

Besser als die internationale Konkurrenz hat sich in dieser schwierigen Marktphase unser Heimmarkt entwickelt. Seine defensiven Eigenschaften wurden von den Anlegerinnen und Anlegern verstärkt nachgefragt, weshalb sich der preisliche Schaden in Grenzen hielt. Im bisherigen Jahresverlauf sah es umgekehrt aus. Vor allem im Vergleich zur technologielastigeren US-Börse hatte der Schweizer Markt das Nachsehen. Bis auf wenige kleinere Unternehmen fehlen im helvetischen Aktienuniversum klassische Wachstumstitel. Wir gehen davon aus, dass die erhöhte Risikoaversion noch einen Moment anhält und sich deshalb Schweizer Aktien relativ betrachtet weiterhin besser entwickeln.

 

grafik performance aktien

Performance September 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

 

Devisenmärkte

Der Schweizer Franken neigte jüngst zur Schwäche. Ausschlaggebend war vermutlich das tiefere Renditepotenzial im Vergleich zu anderen Währungen. Die Zinspause der Schweizerischen Nationalbank SNB hat diese Einschätzung noch verstärkt. Im Vorfeld war eine Mehrheit der Ökonomen von einem Anstieg des Leitzinses ausgegangen, was die Attraktivität des Frankens erhöht hätte. Allerdings hat das Gremium auf weitere Deviseninterventionen, in erster Linie Verkäufe ausländischer Währungen, hingewiesen, was unserer Heimwährung weiterhin den Rücken stärken wird. Schliesslich wird dadurch der Preisdruck ausländischer Güter gedämpft. Wir rechnen deshalb auch zukünftig mit einem starken Franken.

Der Euro hat trotz einer neuerlichen Zinserhöhung der EZB an Wert verloren. Schuld daran ist die unmissverständliche Aussage, dass es sich vorderhand um die letzte Anpassung nach oben handelt. In Kombination mit dem düsteren Konjunkturausblick für die Eurozone erachten die Marktteilnehmer die europäische Einheitswährung als wenig attraktiv. Dazu gesellen sich strukturelle und geopolitische Belastungsfaktoren wie die hohe China-Abhängigkeit, die energielastige Struktur der Wirtschaft sowie der anhaltende Ukraine-Konflikt gleich vor der Haustür.

grafik performance devisen

Performance September 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

 

Übrige Anlagekategorien

Der steigende Ölpreis trägt momentan viel zur Verunsicherung an den Finanzmärkten bei. Zu präsent sind die Gedanken an das letzte Jahr, als nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts die Energiepreise in die Höhe schossen und die Drohung einer Energiemangellage für den nachfolgenden Winter für tiefere Kurse an den Finanzmärkten sorgte. Zudem waren diese Preissteigerungen im letzten Jahr hauptverantwortlich für den starken Inflationsanstieg und könnten es jetzt wieder sein. Momentan sorgt vor allem die Angebotsseite für höhere Notierungen. Das grösste Ölkartell (OPEC+) gleicht durch Förderkürzungen konsequent mögliche Nachfragedefizite aus, weshalb die Notierungen auch zukünftig voraussichtlich hoch bleiben werden.

Die Schweizer Immobilienfonds haben sich nach einer im bisherigen Jahresverlauf schwierigen Entwicklung im September von ihrer freundlichen Seite gezeigt. Die im historischen Vergleich günstige Bewertung sowie die Stabilisierung der Franken-Zinsen in den letzten Monaten scheinen den einen oder anderen Käufer angelockt zu haben. Der jüngste Verzicht der SNB auf eine weitere Zinserhöhung scheint zusätzlich stimulierend auf diese zinssensitive Anlageklasse zu wirken. Trotz dem gestiegenen Renditeniveau von Obligationen präsentiert sich die Ausschüttungsrendite der indirekten Immobilienanlagen mit 2.8 % immer noch sehr attraktiv. Zudem sollte sich die Ertragslage mit der erwarteten Anpassung des hypothekarischen Referenzsatzes im Dezember noch einmal verbessern. Wir bleiben für die kotierten Schweizer Immobilienfonds positiv eingestellt.

grafik performance übrige anlagen

Performance September 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

 

Schlussfolgerung

Obwohl in der jüngeren Vergangenheit die Korrelation von Obligationen und Aktien zugenommen hat, favorisieren wir weiterhin ersteres. Festverzinsliche Anlagen bilden unseres Erachtens die Wachstums- und Inflationsrisiken besser ab als die Beteiligungspapiere. Zudem sollten sie bei anhaltend volatilen Märkten im Portfoliokontext wieder verstärkt ihre Rolle als sicherer Hafen einnehmen. Die Aktienquote wird deshalb von uns weiterhin unter dem strategischen Gewicht gehalten, während wir bei den Obligationenanlagen neutral positioniert sind. Ein besonderes Augenmerk halten wir bei der Schuldnerauswahl auf dem Qualitätsaspekt. Mit der Eintrübung der Konjunkturaussichten werden Unternehmen mit tieferer Bonitätseinstufung voraussichtlich schlechter abschneiden als solche mit höherem Kreditrating.

 

 

Beschlüsse

Es wurde keine Änderung der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

 

 

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