08. Dezember 2023 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 05.12.2023
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

An den Finanzmärkten hat die Publikation tieferer Inflationswerte sowie trüberer Konjunkturdaten zu einer (vorübergehenden) Trendwende geführt. Die Obligationen- und Aktienmärkte konnten gleichermassen von dieser Entwicklung profitieren und die Oktoberverluste mehr als kompensieren. Die preisstabilisierenden Massnahmen der Notenbanken scheinen allmählich Früchte zu tragen. Der abnehmende Preisdruck bestärkt eine Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger in ihrer Meinung, dass die Zentralbanken ihren Zinserhöhungszyklus nun definitiv abschliessen werden. Gleichzeitig führen schwächere Wirtschaftsindikatoren zu der wachsenden Überzeugung, dass schon bald erste Zinssenkungen anstehen. Gemäss den Terminsätzen soll es bereits im zweiten Quartal des nächsten Jahres in der Eurozone, in UK sowie den USA so weit sein. Aber gerade diese isolierte Erwartungshaltung erachten wir als heikel. Schliesslich bedeuten frühzeitige Zinssenkungen einen verstärkten wirtschaftlichen Einbruch und deutlich steigende Arbeitslosenraten, was das heutige Preisniveau vor allem an den Aktienmärkten nicht abbildet.

Wirtschaftlich betrachtet wirken sich die höheren Zinsen immer mehr bremsend auf die Ausgaben von Haushalten, Unternehmen und Staaten aus. In Europa mehren sich die Rezessionszeichen schon seit einigen Monaten. Die grosse externe Energieabhängigkeit, die starke industrielle Ausrichtung, die hohe China-Orientierung und die weniger grosszügigen Staatshilfen haben bereits früh dafür gesorgt, dass die Erholungsdynamik nach dem Corona-Schock früher als zum Beispiel in den USA abgenommen hat. Deutschland als grösste Volkswirtschaft weist bereits seit Anfang des Jahres ein negatives BIP-Wachstum auf. Zumindest weisen die jüngsten Vorlaufindikatoren auf eine gewisse Stabilisierung hin. Auch die US-Wirtschaft fängt an sich abzukühlen, wobei vorerst nur zögerlich. Vor allem der Zustand des Privatkonsums haben die Ökonomen bezüglich ihrer regelmässigen Lagebeurteilung im Fokus. Steigende Löhne, erhöhte Ersparnisse dank grosszügiger Coronahilfen und ein solider Immobilienmarkt haben bisher für eine überdurchschnittliche Konsumfreude bei den Amerikanern gesorgt. Dies könnte sich nun allmählich ändern, spätestens dann, wenn der Druck auf den Arbeitsmarkt weiter steigt.

Obligationenmärkte

Die festverzinslichen Anlagen profitierten in den letzten Wochen von einem starken Rückgang der Zinsen und konnten sich von den vorausgegangenen Verlusten deutlich erholen. Es handelte sich, gemessen an den globalen Anleihenmärkten, um die beste Monatsperformance seit 2008! Ausschlaggebend für den dem Höhenflug zugrundeliegenden Renditerückgang waren schwächere Konjunktur- und Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone. Beides nährt die Hoffnung auf ein definitives Ende der geldpolitischen Intervention und erste Zinsreduktionen im Verlaufe des nächsten Jahres. Üblicherweise beginnen die Notenbanken ihre Geldpolitik dann neu auszurichten, wenn die Arbeitslosigkeit zum grösseren Problem als die Inflation wird. Und zumindest die Vorlaufindikatoren deuten exakt in diese Richtung. Neben dem erhöhten Coupon würden Obligationen in einem solchen Fall zusätzlich von Kapitalgewinnen profitieren und bleiben von daher attraktiv.

Dass die Marktteilnehmenden bereits das Ende der Zinserhöhungen ausrufen, obwohl die Teuerung immer noch über dem angestrebten Niveau von 2 % liegt, hat vielfältige Gründe. Einerseits bewegen sich sowohl die Inflation wie auch die Wirtschaft in die von den Notenbanken angestrebte Richtung. Zudem gilt es zu beachten, dass die geldpolitischen Massnahmen verzögert wirken. Mittel- bis langfristig könnten zusätzlich strukturelle Veränderungen bewirken, dass die Zinshüter, ohne es offen auszusprechen, zukünftig auch Werte über dem Toleranzwert akzeptieren. Gemeint sind damit Themen wie Demografie, Deglobalisierung und Dekarbonisierung. Alle diese Faktoren führen tendenziell zu erhöhten Kosten auf der Angebotsseite und wirken damit inflationstreibend.

grafik performance obligationen

Performance November 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Aktienmärkte

Im Kontrast zu den Verlusten im Vormonat konnten die Aktienmärkte im November deutlich zulegen. Gemessen am globalen Index handelte es sich auf Monatsbasis um die beste Entwicklung seit der Corona-Erholung im März 2020. Ausschlaggebend für die Kurssteigerungen war in erster Linie eine steigende Zinssenkungsfantasie. Dabei blenden die Marktteilnehmenden grosszügig aus, dass die Notenbanken in erster Linie dann einen geldpolitischen Richtungswechsel vollziehen, wenn die Wirtschaft kränkelt. Davon wären auch die Unternehmensgewinne negativ betroffen, was in den heutigen Preisen nicht ausreichend abgebildet wird. Eine Mehrheit der Investorinnen und Investoren geht weiterhin von einer kurzen und wenig ausgeprägten Schwächephase der Wirtschaft aus. In Zukunft gilt es der geldpolitischen Entwicklung noch mehr Bedeutung zu schenken, schliesslich fängt ein nachhaltiger Aufwärtstrend an den Aktienmärkten in der Regel mit einem geänderten Fokus der Notenbanken weg von der Preisstabilität hin zur Wirtschaftsoptik an. Momentan erachten wir den Zeitpunkt dafür aber noch nicht als gekommen.

grafik performance aktien

Performance November 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Devisenmärkte

Obwohl sich die Situation im Nahen Osten mittlerweile etwas beruhigt hat, präsentiert sich der Schweizer Franken weiterhin äusserst robust. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Schweizerische Nationalbank (SNB). Offensichtlich unterstützt sie weiterhin einen starken Franken zur Inflationskontrolle. Schliesslich verbilligt eine starke Heimwährung die Preise importierter Güter. Die grossen Devisenbestände der SNB lassen ihr diesbezüglich den nötigen Spielraum, welchen sie aktiv zu nützen scheint. 

Im Gegensatz dazu ist es vorderhand mit der Stärke des US-Dollars vorbei. Das sich abzeichnende Ende der Zinserhöhungen und die zunehmende Fantasie baldiger Zinssenkungen lasten auf dem Greenback. In den letzten Jahren wurde dieser aufgrund der attraktiven Verzinsung verstärkt von renditehungrigen Investorinnen und Investoren nachgefragt. Zukünftig könnte der US-Dollar verstärkt unter der einsetzenden Zinskonvergenz leiden. Allerdings ist es ratsam, den Sicherheitsaspekt der amerikanischen Währung nicht ausser Acht zu lassen. Schliesslich verfügt keine andere Währung über eine vergleichbare Liquidität, um im Bedarfsfall eine erhöhte Nachfrage risikoaverser Investoren bedienen zu können Nicht umsonst gilt der Dollar immer noch als die Weltwährung.

grafik performance devisen

Performance November 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Übrige Anlagekategorien

Erfreulich entwickelte sich im vergangenen Monat der Goldpreis. Zwischenzeitlich wurde sogar die Rekordmarke vom Mai 2023 erreicht. Der tiefere US-Dollar und die rückläufigen US-Zinsen haben für den nötigen Rückenwind gesorgt. Zudem sind insbesondere die geopolitischen Risiken weiterhin hoch und sorgen für eine anhaltende Nachfrage nach sicheren Anlagen. Aus der Optik der vorherrschenden Unsicherheiten sowie einem sich abzeichnenden Ende der geldpolitischen Intervention stehen die Zeichen für weitere Avancen des Goldpreises gut. Stützend wirken zudem die anhaltenden Käufe von Notenbanken zur Diversifikation ihrer Fremdwährungsbestände. Im nächsten Jahr könnten dann zusätzlich die prognostizierten Zinssenkungen preisstimulierend wirken.

Kotierte Schweizer Immobilienfonds profitierten im November von den rückläufigen Zinsen. Offensichtlich scheint die günstige Bewertung vermehrt die Anlegerinnen und Anleger zu Käufen zu motivieren. Die Preise legten als Folge davon deutlich zu. Die positiven Treiber haben unseres Erachtens auch weiterhin Bestand. Dazu gehören die solide Ertragslage und die günstige Bewertung. Zudem bleibt aus fundamentaler Optik die Nachfrage nach Wohneigentum hoch und das Angebot begrenzt, was trotz höherer Finanzierungskosten gegen tiefere Objektpreise spricht.

grafik performance übrige anlagen

Performance November 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Schlussfolgerung

Die jüngste Erholung ist heftig ausgefallen und stellt die Geduld von Anlegerinnen und Anlegern, welche auf tiefere Kurse für Aktienzukäufe warten, auf die Probe. Wir beobachten im Zusammenhang mit den steigenden Preisen an den Finanzmärkten nach wie vor eine übertriebene Sorglosigkeit, welche rasch zu negativen Überraschungen führen könnte. Der Umfang der heute eingepreisten Zinssenkungen passt nicht nur im Fall der USA nicht so recht zur vorherrschenden Erwartung einer sanften Landung der Wirtschaft. Wir erachten es deshalb nicht als ratsam, der Rally hinterherzujagen. Zumal sich die Geopolitik immer noch in einem äusserst fragilen Zustand präsentiert. Wir bleiben deshalb unserer vorsichtigen Positionierung treu und halten an der untergewichteten Aktienquote fest.

Umgekehrt bleiben wir für Obligationen grundsätzlich positiv eingestellt. Die offerierte Risikoprämie ist im Vergleich zu Aktien bei den festverzinslichen Anlagen weiterhin attraktiver. Allerdings scheinen uns im Fall von CHF-Anleihen der jüngste Zinsrückgang und spiegelbildlich die Kurssteigerung in diesem Jahr sehr ausgeprägt ausgefallen zu sein. Wir nehmen deshalb die aufgelaufenen Gewinne teilweise mit und reduzieren die Quote entsprechend. Im Gegenzug gefällt uns trotz den jüngsten Avancen weiterhin die Attraktivität der Schweizer Immobilienfonds, weshalb wir das bestehende Übergewicht ausbauen.

Beschlüsse

Es wurde folgende Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen:

  • Erhöhung CHF-Liquidität
  • Erhöhung Schweizer Immobilienfonds
  • Reduktion CHF-Obligationen
Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

Die aktuelle Marktübersicht erscheint monatlich als Teil der AKB-Marktmeinung welche hier als Newsletter abonniert werden kann.

Disclaimer: Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen wurden öffentlich zugänglichen Quellen entnommen, die wir für zuverlässig halten. Eine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen. Bei allen in der Veröffentlichung wiedergegebenen Meinungen handelt es sich um die aktuelle Einschätzung der Aargauischen Kantonalbank. Diese Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Daher müssen wir Sie um Verständnis dafür bitten, dass damit weder ausdrücklich noch stillschweigend eine Zusicherung oder Garantie in Bezug auf die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu Entwicklungen, Märkten oder Wertpapieren verbunden sein kann.