08. Februar 2022 | Marktberichte

Portfolio Management Info

Aktuelle Anlagepolitik vom 08.02.2022
Portfolio Management Info
Anlagepolitik-Ausschuss

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung beschlossen.

Aktuelle Anlagestrategie

 
Marktübersicht

Die Finanzmärkte erwischten einen miserablen Jahresstart. Anhaltende geopolitische Spannungen (Ukraine-Konflikt), anhaltende Inflationssorgen und die Aussicht auf eine restriktivere Geldpolitik der Notenbanken führten bei den Anlegern zu Verunsicherung und Gewinnmitnahmen. Insbesondere die Aktienmärkte spürten die steigende Risikoaversion der Marktteilnehmer. Auch an den Anleihenmärkten präsentierte sich das Geschehen aufgrund deutlich steigender Zinsen ungewohnt volatil. Vor allem das drohende Ende der geldpolitischen Unterstützung sorgt für Unsicherheit. Es droht die schärfste Anpassung seit vielen Jahren. Wie werden die Unternehmen und Staaten mit den zukünftig verschärften Finanzierungsbedingungen zurechtkommen? Und wie werden die Finanzmärkte mit der Entwöhnung niedriger Zinsen umgehen? Diese offenen Fragen prägen momentan hauptsächlich das Marktgeschehen.

Die Konjunkturindikatoren zeigen sich gegenwärtig eher von der schwächeren Seite. Vor allem der Dienstleistungssektor ist von der bremsenden Wirkung der Omikron-Virusvariante hart betroffen, während sich das verarbeitende Gewerbe weiterhin vorteilhaft entwickelt. Aber trotz rekordhohen Fallzahlen nährt der in den meisten Fällen milde Verlauf erkrankter Personen die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen. Optimisten sprechen bereits davon, dass die endemische Phase der Corona-Gesundheitskrise eingeläutet wurde. Vorerst wird die Wirtschaft voraussichtlich im ersten Quartal die negativen Folgen der erneuten Eindämmungs- und Quarantänemassnahmen zu spüren bekommen. Aber bereits für das zweite Quartal sagen die Stimmungsindikatoren eine deutliche Erholung voraus.

 
Obligationenmärkte

Steigende Zinsen dominieren das Geschehen an den internationalen Anleihenmärkten. Vor allem die hohen Inflationsraten und der verschärfte Tonfall der Notenbanken sorgen für anhaltenden Aufwärtsdrang bei den Renditen. Spiegelbildlich haben sich die Obligationenpreise zu Beginn des neuen Jahres teilweise deutlich vergünstigt. Eine rasche Veränderung beim Inflationsdruck zeichnet sich bisher nicht ab. Dazu bedarf es einer Normalisierung der Lieferketten, einer Entspannung am Arbeitsmarkt sowie einer Stabilisierung der Energiepreise. Der viel zitierte Basiseffekt sorgt leider bisher nicht im prognostizierten Rahmen für einen mindernden Aufwärtsdruck bei den Produzenten- und Konsumentenpreisen.

Neben den USA sind vor allem Grossbritannien und Kanada mit stark steigenden Inflationsraten konfrontiert. Gemein haben alle Länder den angespannten Arbeitsmarkt, wo ein anhaltender Personalmangel die Lohnsteigerungsrate anheizt. Es droht die gefürchtete Lohn-/Preisspirale, welche im Gegensatz zu Lieferengpässen sowie höheren Transport- und Energiepreisen von den Notenbanken deutlich mehr gefürchtet wird. Die negativen Effekte sind anhaltender und weniger vorübergehend. Verständlicherweise treiben gerade diese drei Notenbanken die geldpolitische Wende am meisten voran. Im Fall der USA bilden die Märkte mittlerweile fünf Erhöhungsschritte ab, beginnend ab März dieses Jahres. Die jüngsten Aussagen der Gremiumsverantwortlichen stützen diese Einschätzung. Grossbritannien hat bereits zwei Zinsschritte vorgenommen und Kanada steht kurz vor der ersten Erhöhung des Leitsatzes.

Selbst die Europäische Zentralbank EZB, welche lange Zeit die bestehende äusserst expansive Geldpolitik verteidigte, schliesst mittlerweile eine erste Zinserhöhung im laufenden Jahr nicht mehr kategorisch aus. Allerdings darf man trotz der geänderten Rhetorik der Notenbanken nicht vergessen, dass der Anpassungszyklus kein starrer Pfad ist, sondern situativ an veränderte Umstände angepasst wird. Dazu gehört eine Veränderung der wirtschaftlichen Entwicklung, der Inflation oder des Arbeitsmarktes. Auch die Finanzmärkte gehören mittlerweile zum Beobachtungsradius der Zinshüter. Auch wenn sie dies nie öffentlich zugeben würden, schliesslich müssen sie ihre Unabhängigkeit wahren.

Performance Januar 2022 in %, Basis CHF

 

Aktienmärkte

Zu Beginn des Jahres verzeichneten die Aktienmärkte grössere Kurseinbussen. Vor allem die steigenden Zinsen und die in diesem Zusammenhang befürchtete Gegenreaktion der Notenbanken sorgt bei den Anlegern für Verunsicherung. Sie bringen deshalb die stolzen Gewinne des letzten Jahres vermehrt ins Trockene. Zudem setzt sich die gegen Ende des letzten Jahres begonnene Sektorrotation fort. Gefragt sind defensive Unternehmen aus den Bereichen Energie, Finanz und Basiskonsum, während wachstumsorientierte Titel weniger gesucht sind.

Aktuell berichten die Unternehmen ihre Ergebnisse zur Gewinn- und Umsatzentwicklung im vierten Quartal 2021. Bisher verlief die Berichtssaison zufriedenstellend und die Resultate konnten die Erwartungen der Analysten grossenteils erfüllen oder gar übertreffen. Wem das allerdings nicht gelang, dessen Kurs wurde von den Investoren scharf abgestraft. Das hohe Bewertungsniveau verträgt keine Enttäuschungen. Vor allem der Ausblick für die kommende Geschäftsentwicklung interessiert die Marktteilnehmer. Robuste Unternehmensgewinne sind das beste Gegenmittel gegen steigende Zinsen. Die Unternehmen scheinen immer noch mit Lieferproblemen und dem akuten Personalmangel zu kämpfen. Beides treibt die Kosten in die Höhe und belastet zumindest teilweise die Margen. Denn nur ein Teil der höheren Kosten kann an die Konsumenten weitergegeben werden. Die Herausforderungen für die Zukunft bleiben damit gross und werden voraussichtlich für ein anhaltend volatiles Marktumfeld sorgen.

 

Performance Januar 2022 in %, Basis CHF

 

Devisenmärkte

Die Kursschwankungen an den Devisenmärkten sind ebenfalls ungewohnt hoch. Hauptsächlich die geldpolitischen Aussichten prägen die Entwicklung der einzelnen Wechselkurse. Zu Beginn des Jahres waren es vor allem die angelsächsischen Währungen Grossbritanniens, der USA sowie Kanadas, welche von einer restriktiveren Haltung der jeweiligen Notenbank profitierten. Die attraktiveren Renditeaussichten erhöhten die Anlegernachfrage. Der Euro stand aufgrund der geldpolitischen Zurückhaltung der EZB weniger im Fokus der Anleger. Dies änderte sich jüngst auf dramatische Weise, weil auch für den Euroraum Zinserhöhungen in diesem Jahr nicht mehr kategorisch ausgeschlossen werden. Die europäische Einheitswährung wertete sich deutlich auf. Der SNB können diese Entwicklungen recht sein, schliesslich sorgen die jüngsten Ereignisse für eine tiefere Nachfrage nach dem Schweizer Franken. Die helvetischen Währungshüter sind damit nicht genötigt am Markt zu intervenieren. Zudem öffnet die Optik steigender Leitzinsen im Euroraum ein kleines Türchen, welches der SNB mittelfristig ein Abschied von den Negativzinsen ermöglichen sollte.

Performance Januar 2022 in %, Basis CHF

 

Übrige Anlagekategorien

Die kotierten Schweizer Immobilienfonds konnten sich dem Negativtrend an den Finanzmärkten zum Start des Jahres nicht gänzlich entziehen. Trotzdem glänzten sie mit positiven Diversifikationseigenschaften, schliesslich fielen die Verluste unwesentlich aus. Aufgrund ihrer Zinssensitivität ist eine solche Entwicklung im Umfeld steigender Renditen keine Selbstverständlichkeit. Allerdings begrenzt die hohe Bewertung das zukünftige Aufwärtspotenzial. Interessant bleiben sie vor allem aufgrund ihrer attraktiven Ausschüttungsrendite.

Die Rohstoffpreise erhöhten sich im vergangenen Monat markant. Vor allem die Notierungen für Erdöl sind kräftig gestiegen. Die positiven Konjunkturaussichten sprechen für eine robuste Nachfragesituation, während das Angebot nur zögerlich wächst. Neben der künstlichen Verknappung durch das Ölkartell OPEC+ ist es das steigende Umweltbewusstsein, welches den Ausbau der Förderkapazitäten verhindert. Die Aussicht auf eine nachhaltigere Zukunft lässt die Ölförderer zurückhaltend mit Investitionen und damit dem Ausbau der Angebotsmengen agieren. Gleichzeitig werden erneuerbare Energiequellen nur langsam ausgebaut, weshalb ein Angebotsvakuum entsteht. Steigende Preise für fossile Energieträger aller Art sind die Folge. Aus dieser Optik werden die höheren Preise nicht rasch wieder verschwinden und sind als eine Art natürliche Lenkungsgebühr zu verstehen.

Performance Januar 2022 in %, Basis CHF

 

Schlussfolgerung

Trotz allen Unsicherheiten dürfen die Anleger nicht das Gesamtbild der aktuellen Marktsituation aus den Augen verlieren. Die Notenbanken kommunizieren stets vorausschauend und transparent und ermöglichen so den Märkten sich rechtzeitig auf die neue Situation einzustellen. Zudem wird auf die robuste Wirtschaftslage sowie den starken Arbeitsmarkt verwiesen. Beides sind wertvolle Stützen eines weiterhin positiven Gewinnwachstums der Unternehmen. Damit sollten höhere Zinsen grundsätzlich für die Börsen verkraftbar sein und nicht zu einem abrupten Ende des Aufwärtstrends führen. In der Vergangenheit haben die Märkte oft stärker auf die Ankündigung als auf die einzelnen Zinsschritte selbst reagiert. Zudem scheint die Inflation mittlerweile vielerorts ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Eine Entspannung bei den Lieferketten sowie bei den Transportkapazitäten werden hoffentlich schon bald für eine gewisse Entspannung bei den Produzenten- und Konsumentenpreisen führen. Wir sind deshalb für die mittelfristige Entwicklung vorsichtig optimistisch, behalten aus der kurzfristigen Optik jedoch unsere leicht defensivere taktische Ausrichtung bei.

 

 

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